1. Ich bin Vegetarier und verfolge diese Debatte darum recht interessiert...
2. Es gibt unterschiedliche Spielarten des Vegetarismus, von denen ich persönlich eigentlich nur reine Veganer für problematisch halte, was das Zusammenleben angeht, da es da mit dem Kochen richtig schwierig wird und es auch gesundheitlich einiges zu beachten gilt.
3. Es gibt unterschiedliche Gründe dafür, Vegetarier zu sein. Die beiden mir bekannten Hauptgründe sind einerseits, dass es manchen Leuten einfach nicht schmeckt und andererseits moralische Gründe. Bei Leuten, die sich vor dem Geschmack von Fleisch ekeln kann ich nicht verstehen, wieso man sich darüber aufregt, wenn diese Leute ein anderes Messer oder einen anderen Grillrost verwenden wollen - immer vorausgesetzt, dass diese Teile vorher nicht gereinigt würden...
Bei Vegetariern aus Überzeugung sollte man zwischen denen mit Missionierungseifer und den anderen unterscheiden. Selbst wenn ich mich zu den anderen zähle, fände ich es allerdings unverschämt, von mir zu verlangen, Fleisch zuzubereiten. Das hat relativ wenig mit Toleranz (übrigens ist Toleranz zwar toll, aber schreibt sich darum noch lange nicht mit Doppel-L...) zu tun. Wenn man es für moralisch verwerflich hält, Menschen zu töten, wird man schließlich auch nicht genötigt, Soldat zu werden. Sind Kriegsdienstverweigerer darum intolerant?
Zudem kann jeder gerne selbst entscheiden, wie und was er essen möchte. Aber wenn er mich als Vegetarier dann nach meiner Meinung fragt, soll er/sie bitte nicht beleidigt sein, wenn ich ihm/ihr mitteile, dass ich es für ethisch und moralisch verwerflich halte, Fleisch zu essen und seine/ihre Handlung darum in meinen Augen ethisch und moralisch unverantwortlich und falsch ist.
Das Argument unter #4 ist übrigens logisch nicht sonderlich schlüssig, sondern spätestens seit Hume als Sein-Sollen Fehlschluss bekannt. Daraus, dass etwas so ist, abzuleiten, dass es auch so sein soll, ist logisch blödsinnig. Damit könnte man viele heute als selbstverständlich angesehene Dinge einfach wieder verwerfen. Beispielsweise: Frauen sind von Natur aus für die Kinder-Erziehung und den heimischen Bereich da. Darum soll das auch so sein. Frauen haben noch nie wählen dürfen. Darum soll das auch so sein. Sklaven hat es immer gegeben. Darum soll das auch so sein. Muss ich weitermachen?
4. Zeigt sich meist, dass diejenigen, die Fleisch essen, zumeist keine Begründung dafür angeben können, warum sie das tun - von logischen Nullnummern wie: "Das ist halt so. Wir sind nun einmal Fleischesser" oder "die Masse isst halt einfach Fleich" abgesehen. Übrigens: Die Masse stand auch hinter dem Regime im Dritten Reich und wollte den totalen Krieg, die Masse hat George W Bush gewählt, die Masse sieht sich im Fernsehen bescheuerte Shows an, die Masse lebt ungesund, die Masse...
Deshalb ist es in meinen Augen intoleranter, sich über Vegetarier zu mokieren, die meist
; )
gute Gründe für ihr Verhalten haben, wenn man selbst keine logisch oder ethisch moralisch auch nur halbwegs zulässige Begründung für sein Verhalten vorweisen kann.
Das nur mal so als Anregung. Selberdenken tut zwar manchmal weh, schadet aber nur selten...