bei allen psychischen Erkrankungen müsste man nur mal positiver denken
Ja leider verstehen viele Menschen das nicht.
Diese Gedanken "ich werde übersehen" / "ich bin nichts wert", die lösen nicht die Depression aus, sondern die werden von der Depression ausgelöst.
Das komplette Gefühls-Level (möchte ich es mal nennen) befindet sich dauerhaft im Keller. Normal reguliert der Körper das selbst. In dieser Regulierung der Gefühle durch den Hirnstoffwechsel, liegt aber eine chronische Störung vor.
Das bedeutet zum Beispiel, dass eine Stresssituation dafür sorgen kann, dass die Person über Tage hinweg diese "innere Aufregung" (ähnlich wie Angst) fühlt, obwohl die Situation längst vorbei ist. Medikamente helfen bei der Regulierung dieser Gefühlswelt. Dann verschwinden eben auch diese "ich bin nichts wert" und andere negativen Gedanken. Da sich die Gefühlswelt wieder auf Normal-Level befindet und eben nicht im Ausnahme-Level.
Dieses "Normal-Level" ist auch ein Gefühl. Das Gefühl, dass alles in Ordnung ist, alles normal ist, so wie es eben auch der realen Situation entspricht.
Die Depression verhindert dieses Gefühl, wenn man so will. Die Medikamente unterdrücken die Depression und nicht die angeblich "echten" Gefühle.
Das war jetzt mal der Versuch das zu erklären.
Sicherlich können depressiv Erkrankte ihre Lebensqualität verbessern, ebenso wie an Bluthochdruck Erkrankte, oder andere Erkrankte. Sicher ist da Sport, Sonne ausgewogene Ernährung usw. wichtig. So wie eben für jeden Menschen, der damit Risiken für Erkrankungen minimiert.
Aber die Ursache einer Depression liegt sicher nicht darin, dass Menschen ihren Arsch nicht hochbekommen würden, um ihr Leben zu verändern, sich scheiden zu lassen oder sonst was. Antriebslosigkeit ist vielmehr eine Folge, bzw. ein Symptom der Depression.
JEDER Mensch, wenn er noch so eine positive Einstellung hat, kann an Depression erkranken. Diese Menschen sind nicht schwächer als Andere. Sie haben einfach nur das Pech zu erkranken, so wie Krebskranke das Pech haben, an Krebs zu erkranken.
Das Hilfreichste ist, dass sich jene Menschen genau darüber bewusst sind. Dass sie sich und ihre Erkrankung besser einschätzen lernen. Denn der ganze negative "Reiss-Dich-Mal-Zusammen-Vibe" muss von den Erkrankten auch erstmal ertragen und eingeordnet werden können, bevor sie sich mit ihrer Lage sachlich auseinandersetzen können. Bis dahin kämpfen sie oft damit, ihre Erkrankung zu verbergen.