Liebe FS,
ich habe die gleiche Erfahrung gemacht wie du, und ich kann das voll gut nachvollziehen - ich brauche keine weiteren Erläuterungen...
Ich habe wohl dem Mann zuviel durchgehen lassen, weil mein Gehirn voll schwammig war - vor lauter Verliebtheit - und weil ich noch nie zuvor für jemanden so empfunden habe. Es war wohl aus seiner Sicht die Augenhöhe nicht da, beruflich gesehen. Ich hatte eben nicht die Unterstützung und mir alles selbst erarbeitet, Studium neben Beruf selbst finanziert, hart gearbeitet, hatte nicht die Möglichkeit in der Weltgeschichte herumzuchatten, mir fehlte das nötige Kleingeld. Und jetzt, da ich promoviere, kann ich eigentlich sehr stolz auf mich sein, nur, ich bin noch nicht da angekommen, wo ich sein will und was ich in mir drin spüre dass ich es bin und habe zuviel auf den Mann projiziert. Er verkörperte für mich das, was ich mir wünsche, und das hat mich in mancherlei Hinsicht verletzbar gemacht: Ich wollte unbedingt mit ihm zusammen sein und hatte große Angst ihn zu verlieren - self fulfilling prophecy! Ich habe ihm einfach zuviel durchgehen lassen! Ich konnte ihm keine Paroli bieten! Was kann ich tun? Die Erfahrung, dass, wenn man Angst hat zu verlieren und sich dann dementsprechend auch so verhält, bewirkt genau dies Respektlosigkeit - wenn man immer auf den anderen eingeht ohne auf sich selbst besser zu hören. Dabei hat es in den wenigen Malen, in welchen ich Grenzen gesetzt habe, immer gut getan. Habe ich wohl zwischenzeitlich komplett vergessen ...
Es ist eine harte Schule zu erkennen, dass nur der Respekt vor sich selbst (berücksichtigen, wertschätzen, Ehre erbieten) auch den Respekt des anderen nach sich zieht. Ich konnte meine Bedürfnisse nicht ausdrücken, hatte das auch immer wieder mitgeteilt, dass ich das nicht kann - aber ich konnte wohl auch nicht den Schritt weiter gehen und Grenzen setzen. Meiner Erfahrung nach ist es wohl auch eine Frage der Erziehung, die man "genossen" hat, und eine harte Arbeit, das zu lernen!
Ich hätte mehr Respekt verdient - habe aber die Aufmerksamkeit - und das ist nun mein Anteil an dieser Situation - nicht auf das gelenkt, was ich wirklich bin und in mir spüre, sondern ich habe die Aufmerksamkeit auf Dinge gelenkt, die für mich an mir selbst problematisch sind! ... im Nachhinein betrachtet: Wie kann man das denn tun?? Voll blöd!
Ich wünsche allen (und auch mir selbst), dass sie den Mut haben, bei sich zu bleiben, zu erkennen, wer sie sind, dazu zu stehen, Grenzen zu setzen und die Stärken auch wirklich wahrzunehmen, die sie in sich tragen und dann auch nach außen zu kehren. Den eigenen Wert ernst zu nehmen und Spaß an sich selbst und dann auch an den anderen zu haben.
Alles Liebe,
w.41