Ich glaube, dass das Hauptproblem in der DEFINITION und WAHRNEHMUNG von Selbstbewußtsein liegt.
Prinzipiell sehe ich Selbstbewußtsein als einen sehr positiven Wert und eine gute Charaktereigenschaft an. Natürlich sollte man selbstbewußt sein und seine Interessen und Ziele vertreten -- ganz gleich ob als Frau oder Mann. Ich halte mich für selbstbewußt und finde, dass ich auch gerade dadurch eine gute, gleichwertige, viel in eine Beziehung einbringende Partnerin bin, bei der man weiß, woran man ist, auf deren Wort und Taten man sich verlassen kann.
So weit, so gut. Aber ist es das, was Männer meinen, wenn sie eine Frau als selbstbewußt bezeichnen? Ich vermute mal, dass "selbstbewußt" häufig ein Euphemismus für rücksichtslos, gefühlskalt, karriereorientiert, nicht familienorientiert oder gar einfach nur vorlaut, aufdringlich oder wenig sozial angepaßt sein kann:
Wenn ich über jemanden höre "sie ist eine sehr selbstbewußte Frau", dann klingt da nicht etwa gesundes, positives Selbstbewußtsein mit, sondern man denkt eher an den maskulinen Typ Managerin, der wenig Rücksicht nimmt, vorlaut ist und weniger durch Frausein als durch Mannsein auffällt. Wenn ein Mann etwas loben will, dann selten ausgerechnet das Selbstbewußtsein -- es sei denn, es äußert sich darin, dass die Frau auch mal Männer anspricht (auf nette Art), eine gute, direkte Gesprächspartnerin ist, ihre Interessen diplomatisch und geschickt vertritt.
Ich glaube daher, dass es nicht darauf ankommt, ob man wirklich selbstbewußt ist (das ist wünschenswert), sondern wie man nach außen wirkt.