Man muss seine Erkrankung kennen und managen können, mit einer souveränen inneren Haltung. Wenn man in einer akuten Phase ist, sollte man sich schon aus Eigeninteresse keine Partnersuche antun, sondern sich soweit stabilisieren, dass man sehr gut mit Frust, Ablehnung, Anstrengungen der Kontaktaufnahme und Verunsicherung umgehen kann, resp. auch mit einem etwas robusten Umgangsstil des Gegenübers, sollte nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen und seine eigenen krankheitsbedingten Schwachstellen gut kennen, um diese austarieren zu können.
Über die Erkrankung selber würde ich garnichts sagen - die meisten Menschen können damit überhaupt nicht umgehen, denken, es ist etwas Ansteckendes, was einen komplett lebensuntauglich, unberechenbar, nicht zurechnungsfähig, was auch immer macht. Alles, was nicht gut läuft, wird auf die Erkrankung geschoben. Das kann dann wiederum sehr das Selbstwertgefühl erschüttern und zum nächsten Absturz führen.
Erst wenn nach Monaten eine stabile Beziehung besteht, kann sich der Betroffene dazu äußern, m.E. auch nur, wenn aktuell gesundheitliche Probleme im Anzug sind. Man erzählt sich ja auch nicht jeden Beinbruch aus der Kindheit.
Ich würde es heute konsequent verschweigen, wahrscheinlich erst in einer jahrelang etablierten Beziehung anklingen lassen, dass ich mal Probleme mit Depressionen hatte, aber auch nur, wenn der Partner damit was anfangen kann ohne gleich umzufallen. Außer es ist jemand von Fach (Arzt), dann wäre ich sicherlich offener.
Ich gehe in den schlimmsten depressiven Episoden meinem Job als IT-Beraterin/Projektleiterin nach und wuppe millionenschwere Projekte. Mein Arbeitgeber hatte auch zu diesen Zeitpunkten noch nie an meiner Arbeitsleistung oder meinem Interaktionsstil mit Kollegen, Kunden oder sonstigen Vertragspartnern etwas auszusetzen gehabt. Was dieses anspruchsvolle Klientel zufriedenstellt, sollte ausreichen, eine gute Partnerschaft zu führen. Es kostet in solchen Phasen halt übermäßig Kraft und dann geht eben nichts anderes mehr. Diese Phasen gehen vorbei und dannach bin ich ein echter Unterhaltungsfaktor. Mittlerweile habe ich einen selbstbewussten Umgang mit der Erkrankung, eben weil ich ja einen verlässlichen Partner suche und keinen Schönwetterkapitän. Das ist mein Anspruch an mich selbst, eine verläßliche Partnerin zu sein, auch in nicht so schönen Zeiten.