Also erstens: es gibt kein allgemein gültiges Konzept. Was mir heutzutage fehlt ist, dass jeder mit seinem Partner/seiner Familie eine Lösung findet ohne sich übermäßig rechtfertigen zu müssen nach allen Seiten. Ich habe einen Beruf, mit dem ich eine Familie ernähren kann. Gleichzeitig kann ich es mir in meinem Beruf auch nicht leisten (Argumentation vieler Männer), länger auszusteigen, da ich mich permanent aktuell weiterbilden muss. Vom Kopf her wollte ich immer das, was für einen Mann selbstverständlich ist: Kind und Karriere. Ein halbes Jahr hatte deshalb mein Exmann Erziehungsurlaub (so hieß das vor 14 Jahren noch). Mein Bauch fühlte, dass ich nicht damit umgehen konnte, wenn mein Kind schon im Bett schlief, wenn ich nach Hause kam oder ich die neuen Entwicklungsschritte nicht sofort und genau mitbekam. Ich war froh, danach wieder in Teilzeit arbeiten zu können. Was ich damit sagen will: Probiert doch einfach mal aus, was für euch gut ist, was ihr wirklich wollt.
Als mein Kind 2Jahre und 9 Monate war, habe ich 6 Stunden gearbeitet und das Kind in eine Kindertagesstätte gebracht. In der Zeit lebten wir in den neuen Bundesländern. Dort bekam ich zu hören "Westmutter mit Kind", soll heißen: Nur Teilzeit und pünktlch nach Hause gehen, wollte ja noch was vom Kind haben. Aus den alten Bundesländern hieß es: Was!?! das Kind mit nicht einmal 3 Jahren in eine Einrichtung geben im Ganztagsplatz (12 bis 14 Uhr schliefen die Kinder, meins brauchte diesen Schlaf auch noch, dann aufstehen, anziehen bei gutem Wetter draußen spielen und Obst oder Kekse essen, um 15 Uhr wurde es abgeholt). Ich saß komplett zwischen den Stühlen zwischen Übermutter und Rabenmutter obwohl ich für mich einen guten Weg gefunden haben. Mein Problem war nur: Mutter darf alles machen, auch arbeiten gehen, aber der Haushalt bleibt trotzem meins. Warum eigentlich? Wenn Kind krank ist ist es auch mein Kind. Warum? So funktioniert Arbeitsteilung nicht!
Außerdem ist für mich auch die Scheidungsrate ein Problem. Kein Mann möchte freiwillig nach der Scheidung für alle anderen Familienmitgieder zahlen aber während der Ehe soll die Frau möglichst den Beruf komplett an den Nagel hängen, wie soll das gehen??????? Ich bin froh, dass ich es nicht gemacht habe und nun als "Alleinerziehende" mit einem wieder 6 Stunden Job meine mittlerweile 2 Kinder und mich gut finanzieren kann (Kindesunterhalt gibt es natürlich, aber mehr auch nicht).
Was mir in meiner Zeit in den Neuen Bundesländern aufgefallen ist: Kindertagesstätten sind gar nicht so dramatisch. Viele Kinder gehen freiwillig hin. Sie haben dort Freunde, spielen viel draußen. Wenn meine Kinder zuhause waren mussten Spielgefährten organisiert werden, in der Tageseinrichtung ergab sich das von allein, oft ist der Spielgefährte dann nachmittag einfach noch mitgekommen. Habe nicht den Eindruck, das meine Kinder ´nen Knacks haben. Die sind ganz normal, wie alle anderen Kinder auch, die nur zuhause erzogen wurden.
Meine Aufforderung an ALLE: Probiert es aus, was für euch passt. Nicht was von euch verlangt wird. Ist es immer nur Sehnsucht nach dem Kind, wenn es nicht da ist oder viel mehr auch angeborenes schlechtes Gewissen. Zwischen Mutter erzieht voll und Mutter kümmert sich nicht um Kind gibt es eine weite Spannbreite zum Ausprobieren. VIEL ERFOLG UND GLÜCK DAMIT!