Also ich verstehe schon, warum die FS empört, verletzt und letztendlich einfach furchtbar enttäuscht ist, denn sie hat den häufigen Fehler gemacht, eine Handlung nicht um ihrer selbst willen, sondern als Bedingung für ein höheres Ziel auszuführen, das ihr nun genommen wurde, wodurch die Handlung entwertet ist.
Hier im Forum lese ich oft von Enttäuschung, Wut und Verbitterung, nachdem man (oder frau) nur zum Sex genommen oder verlassen wurde, seine "besten Jahre verschwendet" und dann doch nicht geheiratet wurde, und Ähnliches.
Man kann blöde oder traurige Ereignisse nicht verhindern, aber man kann diese Enttäuschung und Wut und dieses Gefühl der "Verschwendung" oder des Ausgenutztseins im Nachhinein verhindern, indem man im Leben nur Dinge tut, die sich im Moment richtig und gut anfühlen, unabhängig von der Zukunft. Dann war es nämlich in dem Moment richtig, auch wenn später nichts draus geworden ist.
Trifft auch auf z.B. Berufsentscheidungen zu. Wer ein Studium oder einen Job nicht aus Freude und Interesse wählt, sondern nur um Geld zu verdienen oder Erwartungen zu erfüllen, wird, wenn die erhoffte Karriere ausbleibt, verbittert sein.
Wer eine Beziehung eingeht, um geheiratet zu werden und Kinder zu bekommen, wird enttäuscht sein, wenn das nicht klappt.
Wer nur Sport macht, um abzunehmen, wird frustriert sein, wenn es nicht klappt.
Wer Sex hat, um den anderen in eine Beziehung zu bringen, wird enttäuscht sein, wenn es nicht klappt.
Der Fehler ist das "um zu". Viele machen ihr Leben lang nur Dinge, um anderes zu erreichen. "Ich lerne, damit ich einen guten Job bekomme, damit ich Geld verdiene, damit ich ein Haus kaufen kann, damit ich ..." Wenn eine Handlung nicht um ihrer selbst willen ausgeführt wird, sondern um ein höheres Ziel zu erreichen, verliert sie jeglichen Wert, sollte das Ziel nicht erreicht werden. Aber warum tun wir das alles, was steht am Ende der Kette? Am Ende lautet die letzte Antwort immer "um glücklich zu sein/damit es mir gut geht". Das wollen wir nicht, um etwas anderes zu erreichen, das ist das ultimative Ziel. Nach Aristoteles ist das Gute und das Glück das, was wir um seiner selbst willen tun, erstreben und lieben, nicht um etwas anderes zu erreichen.
Ich versuche, dieses Prinzip ein bisschen auf mein ganzes Leben zu übertragen. Natürlich freue ich mich, wenn ich mit meinem Studium eines Tages Geld verdiene, aber wenn nicht und ich ganz woanders lande, ist das nicht schlimm und ich bereue nichts, denn jetzt gerade will und liebe ich es, also wird es niemals falsch gewesen sein.
Falls mein Partner und ich zusammen bleiben und ich es dann auch noch will, freue ich mich, aber wenn nicht, werde ich ihm keinen Vorwurf machen, er hätte mich um meine Zukunft betrogen, denn jetzt gerade haben wir Spaß und ich genieße und will es, also wird es niemals falsch gewesen sein, egal, was in der Zukunft passiert.
Und das gilt auch für Sex.
w26