Um ehrlich zu sein: du hast keine Ahnung, weshalb er dir deine Bitte um ein Gespräch abschlug und auch gleich den bisher "guten und vertraulichen Fernkontakt" beendete. Noch viele weniger kann es irgendjemand anderes (z.B. diejenigen, die sich hier im Forum dazu äußern, inklusive meiner Person) wissen. Er ist der einzige, der dir das erklären könnte. Da er es nicht tat, kannst du dir (oder andere Menschen) jetzt allerhand zusammen reimen, was der Grund dafür sei. Oder du lässt das einfach bleiben und verzichtest auf Interpretationen (damit sind dann alle gemeint, deine eigenen und die aller anderen Menschen).
Dass du von seiner unvermuteten Entscheidung keinen Kontakt mit dir haben zu wollen (nachdem ihr euch doch bereits recht nah gekommen wart) vor den Kopf gestoßen bist, ist verständlich, nachvollziehbar und angemessen. Damit war nicht zu rechnen, denn er hatte anscheinend nichts an Zweifeln, Rückzugsfedanken oder ähnlichen Überlegungen angekündigt.
Du schreibst, dass du "es bereust, deinen Wunsch geäußert zu haben" und fragst dich, ob "es nicht möglich sei, Dinge anzusprechen, ohne dass der andere gleich mit vehementer Abwehr reagiert?"
Zweierlei möchte ich dir dazu sagen.
1. Da du nicht weißt, weshalb er dir dir Beziehung gekündigt hat, ist der Zusammenhang zu deinem Wunsch reine Spekulation. Möglich, vielleicht auch nicht, dass er dir Ursache für seinen Rückzug war/ist. Solange du es nicht weißt, könntest du dir Interpretationen (im Allgemeinen und diese im Besonderen) abschminken. Es sind allemal DEINE Gedanken und nicht notwendigerweise SEINE Überlegungen.
2. Wieso bereust du, deinen Wunsch geäußert zu haben? Nehmen wir mal an, er hat dir aus diesem Grund "gekündigt". Willst du allen Ernstes deine Wünsche zurückhalten, nur damit er vielleicht bleibt??? Du bezahlst einen hohen Preis für vertraute Gespräche (Fernbeziehung). Du bezahlst mit Persönlichkeit, Authentizität und Lebendigkeit. Ist es dir das wirklich wert? Was ist das dann für eine Nähe, die nur dann nah sein kann, wenn du dich zurück hältst? Ist das nicht eine Lebenslüge, die du damit pflegst?
3. Natürlich ist es möglich, "Dinge anzusprechen, ohne dass der andere gleich mit vehementer Abwehr reagiert". Nicht mit allen Menschen. Nicht zu jeder Zeit. Ich kenne einige, mit denen ich das kann und. Es sind auch Männer dabei. In solchen Gesprächen ist Echtheit, wirkliche Nähe, Wachsen und Reifen inklusive. Es braucht auf beiden Seiten den Mut, sich wirklich selbst und gegenseitig begegnen zu wollen. Es braucht das "gesunde" Selbstbewusstsein (und zwar echtes und nicht aufgesetztes), das der/dem Zuhörer/in dazu verhilft, sich nicht angegriffen zu fühlen oder in seiner Existenz gefährdet durch das, was die/der andere sagt. Es braucht also eine gewisse Reife und auch die Lust am Leben (statt die Angst davor, was dazu führt, sich schnell in eine sogenannte Sicherheit bringen zu wollen, wenn das Thema eigene Unsicherheiten berührt).
Ich wünsche dir, dich weiterhin erst zu nehmen in deinen Wünschen und ab und zu Menschen zu begegnen, die dich ebenfalls damit ernst nehmen und nicht weglaufen, wenn du sie äußerst und sagst, was du brauchst (womit nicht gesagt ist, dass dies der Grund für seinen Abschied war. Wie gesagt: außer ihm weiß es keiner, weshalb er nicht nur an jenem Tag, sondern gar nicht mehr mit dir reden will.)
Marlene