Ich beziehe Prügel, wenn ich meine Ansicht äußere, aber ich kann mit diesen romantischen Vorstellungen nichts anfangen.
Sexuelle Attraktion, Verliebtheit und Liebe sind im Gehirn drei getrennte Schaltkreise. Folglich können sich diese Gefühlszustände parallel auf verschiedene Personen beziehen. Warum wollen wir das nicht wahrhaben? Wie kann ich mich mit diesem Wissen gekränkt fühlen, weil ein Mann außer mir noch anderen Frauen gegenüber Gefühle hat, oder von ihm Treue einfordern? Wie kann ich das, wenn es mir selber schon passiert ist? Was ist Eifersucht? Ich kenne dieses Gefühl nicht. Die höchste Form von Liebe wäre für mich, "Ich liebe dich, aber ich werde nicht versuchen, dich zu besitzen."
Zur Ausgangsfrage: Ich habe mich vier Mal in vergebene Männer verliebt. Nie einen Versuch unternommen, aber nicht aus Überzeugung, sondern weil ich die Norm kenne und weiß, wie die Gesellschaft mit dem umgeht, der sie bricht. Drei davon sind heute ohne mein Zutun getrennt. Um ehrlich zu sein, würde ich lieber einen Mann, den ich begehrenswert finde teilen, als noch eine weitere "Kompromissbeziehung" mit jemand zu erleben, der zu haben ist, zunächst liebenswert und charakterlich in Ordnung scheint und mich will.
Denn auch das habe ich probiert. Motto: schraub deine Ansprüche runter, es kann nicht immer die große Leidenschaft sein, Liebe und Respekt können ohne Verliebtsein entstehen. Dabei geriet ich einmal an einen psychisch kranken Mann, der mir seine Psychoseepisoden verschwieg, bis er in einer davon verschwand (ich wünsche niemand, jemand auf so eine Art zu verlieren), und einmal an einen, der sich nach anfänglicher Fürsorglichkeit als Machtmensch entpuppte und mich misshandelte. Wer weiß, vielleicht hat sich meine Psyche etwas dabei gedacht, dass ich für diese Männer spontan keine Gefühle des Verliebtseins entwickelte?
Fazit: Zwei schlimme Erfahrungen mit Männern, für die ich nie Gefühle hatte wie für die vier vergebenen Kandidaten, die mich ohne ihr Wissen so glücklich gemacht haben, einfach, weil sie mich inspirierten und faszinierten und in mir diese starken Emotionen hervorrufen konnten. War es das wert? Ich habe nur einen einzigen Anspruch an meinen nächsten Partner: ich will echte Gefühle mit ihm erleben. Ob ich da die einzige bin, na und? Betrügen kann man mich nicht, weil ich sexuelle Treue nicht erwarte. Und viel lieber würde ich diesen Kompromiss machen als den oben genannten ein drittes Mal.
Und ich will deshalb nicht mehr angefeindet werden. Wieso ist in Liebesdingen alles erlaubt, außer der Überzeugung, dass der Anspruch lebenslanger Treue in einer Zweierbeziehung aus einer religiös inspirierten Moralnorm abgeleitet wurde, nichts mit unserer "Programmierung" zu tun hat und bloß Kummer schafft? Erklär mir das bitte jemand, und zwar sachlich! anstatt ständig Menschen niederzumachen, die sich in jemand "Vergebenes" verkucken. Es passiert stets und ständig, also warum das "Hängt ihn/sie-Geschrei"?