Liebe FS,
ich war und bin teilweise noch in der gleichen Situation wie Du. Nun bin ich dabei, auszuziehen. Es zerreisst mir das Herz. Doch in den 5,5 Jahren Beziehung mit meinem Partner, jetzt 53 Jahre, musste ich zuviel anhören (an Deiner Tochter kann ich nichts Positives sehen, das Negative überwiegt, Es ist mir egal, ob sie sich hier wohlfühlt, sie ist hinterlistig, faul, wer keine Pflichten hat, braucht keine Rechte und so weiter und so weiter). Ich hatte immer wieder gesagt, dass es mir weh tut, wenn er so über meine Tochter spricht. Er hat auch seine guten Seiten, die ich immer noch sehr liebe. Aber ich will meine Tochter nicht verlieren. Sie wird ausziehen und dann nicht mehr kommen. Sich woanders zu treffen, weil der Partner sie nicht gerne im Haus sieht, ist keine Lösung. Und wenn Dein Sohn noch kommt, so wird es Dich zerreißen, so wie es bei mir war.
Dein Partner hat ein Problem. Meiner sieht es nicht ein. Ich bin nun in psychiatrischer Behandlung, weil es mich wirklich gebrochen hat. Und ich laufe mit einem sehr schlechten Gewissen meiner Tochter gegenüber durch die Welt. Zu lange habe ich gehofft, dass sich was ändern wird. Das wird es aber nicht.
Es ist so schwer, aber überlege Dir, ob es spurlos an Dir vorbei gehen wird, wenn immer diese Anspannung ist, wenn Dein Sohn zu Besuch kommt. Was passiert, wenn er eine Familie hat und jedes Treffen zwischen Dir und ihm und seiner Familie zu Spannungen führt. Kannst Du damit umgehen?
Ich wollte immer ein Heim, in dem jeder, vor allem mein Kind willkommen ist. Das hört nicht mit 16 oder 19 Jahren auf. Meine Tochter ist jetzt 18, aber wo sollen sie denn hin, wenn es auch mal Probleme gibt und man eine Zuflucht braucht, so wie es jede Person mal in Notlagen braucht.
Dein Freund hat ein Problem, aber Du und Dein Sohn müsst damit leben. Kommt Ihr damit zurecht?
Ich kann nur sagen, ich kann diesen Balanceakt nicht mehr bewältigen. Und es ist keine Änderung in Sicht. Ich möchte immer einen guten Kontakt zu meinem Kind haben. Und wenn das ein Problem für meinen Partner ist, dann werde ich nicht glücklich bzw man landet dort, wo ich jetzt bin, in der Notaufnahme für die Psychiatrie, mit deren Hilfe ich nun aufgepeppelt werde. Gott sei Dank habe ich noch rechtzeitig die Kurve bekommen und meine Tochter dadurch nicht verloren. Kinder sind ganz schön tolerant und akzeptieren viel, unserer wegen. Das tut Dein Sohn jetzt. Aber Du riskierst, dass er irgendwann nicht mehr kommt und magst Du Deine Enkelkinder nie bei Dir im Haus um Dich haben, weil es dann auch Probleme geben wird?
Eine Betroffene, die Dich sehr gut versteht, aber an dieser Situation wirklich kaputt gegangen ist und wohl nie wieder ein gutes Gewissen gegenüber ihrer Tochter haben wird.