Ich habe kein Problem damit, wenn andere Leute nichtexclusive sexuelle Beziehungen dulden oder präferieren, ich möchte es nur für mich selbst nicht, und einen Partner, der das ganz genauso empfindet.
Für mich ist Sexualität Kommunikation- die innigste, intensivste, die Art und Weise, durch die man sich am nächsten kommen kann, "die Aufhebung der menschlichen Vereinzelung", wie Dr. Ahlers es nannte.
Banaler Vergleich: Wenn irgendjemand in meiner Abwesenheit auf meiner Stute reitet, spüre ich den Unterschied, in ihren Reaktionen, in ihrem Blick. Die intuitive Kommunikation zwischen uns ist leicht gestört.
Menschen, die (sich) fremd(ver)lieben, ändern ihren Geruch. Ob ein Mensch sich komplett einlassen will, nimmt man nicht zuletzt durch die Nase wahr.
Wie breit die nonverbale Kommunikation beim Fremdgehen verändert wird, wird kaum jemand abschätzen können.
Das paarinterne Fremdeln, das sich manchmal einstellt, wenn zwei zwar noch zusammen sind, es aber aufgegeben haben, die innersten Bedürfnisse beim Anderen zu erspüren, erfüllen und erfüllt bekommen zu wollen, zeigt sich auch körperlich. Auch unter diesen Umständen kann körperliche Liebe plötzlich wieder zum reinen Sex werden. Das reicht nicht jedem, selbst wenn er gut ist.
Manchmal mag der Aspekt des Vertrauensmissbrauchs dazukommen. Falschinformationen führen wie jegliche Heimlich- und Unehrlichkeit zu einer inneren Abkehr. Nichts verhindert Liebe zuverlässiger als mangelndes Sich- Einlassen.
Wenn ein Partner in dieser Hinsicht seine Meinung im Verlauf einer Beziehung ändern sollte, will ich das auch wissen, damit ich nicht die Defizite, die mir augenfällig werden, falsch informiert fehlinterpretiere und anfange, an Ansätzen zu reparieren, die gar nicht den Kern der Sache treffen.
Da mir der Ehrlichkeitsaspekt so wichtig ist, hab ich mal ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich mich nicht für einen Mann erwärmen könnte, der -hell entzückt von mir- Polyamorie offen lebte, sehr für sein Konzept warb, und ohne Weiteres sofort bei mir eingezogen und sich noch zwei Kinder mit mir gewünscht hätte (für Nicht- Kinderverrückte: das wäre ein Extraanreiz für mich gewesen

: Ein äußerst gutaussehender, gebildeter Mensch, der mit mir musizierte, ritt und tanzte - und ich verliebte mich nicht, nicht ansatzweise, sein Geruch blieb mir fremd, obwohl ich "Liebe" so bitterlich vermisste.
Es geht nicht, ich
spüre den Unterschied. Darum ist er auch nicht verhandelbar, ich würde meine innerste Natur verleugnen.
Genauso wenig möchte ich einen Partner, der sich zu Haltungen ohne innerer Überzeugung zwänge. Es muss da einfach der Passende sein, dann sind diese Diskussionen Paar- intern überflüssig.
Insofern schließe ich mich Gast 36 und 41 et al an: Ich will Transparenz, von Anfang an, weil es auch um meine Gefühle und meine Lebenszeit geht, die genauso wertvoll sind wie die eines Menschen, der anderes leben will- aber bitte ohne mich.