Ich weiß, dass immer wieder behauptet wird, dass es diesen Zusammenhang gar nicht gäbe, aber ich kenne niemanden mit einer einigermaßen passablen Allgemeinbildung, der sehr wenig oder gar nicht liest!
Ich stimme zu und ergänze:
...ich kenne niemanden, der sich gut ausdrücken kann, der Spaß an guten Formulierungen hat, der sattelfest in Grammatik, Orthographie und Interpunktion ist, der sehr wenig oder gar nicht liest.
Der FS ist freundlicherweise so nett, sich als Beispiel anzubieten.
Aber ich habe nie verstanden, was bilden soll daran, wenn man z.B. unterhaltsame Krimis liest. Ja, vielleicht kommt man auf Methoden, aber wer braucht das ...
Bei Valmont geht es um die Inhalte und darauf bezogen, hast du recht. In meiner Ergänzung geht es um das Handwerkszeug und da kann der Inhalt noch so flach sein, wenn das Handwerkszeug top ist, bildet auch ein Krimi.
Nun, die Schnittmenge von Büchern mit schlichtem Inhalt und guter Sprache könnte gering sein, aber Korrelation ist nicht gleich Kausalität und ich kenne mindestens ein Beispiel eines Buches mit seichtem Inhalt, ein Krimi, der in Venedig spielt, was allein schon reicht, um mich zu fesseln mit unfassbar witziger Sprache. Ich lese dieses Buch ab und an, ist nur ein Bändchen mit 100 Seiten und ich kann inzwischen auch nicht mehr schallend lachen und das fünfmal je Seite, aber ich genieße den geradezu virtuosen Umgang mit Sprache ganz ungemein.
Kennt ihr 'Oh Shit, Frau Schmidt'' ( oder so ähnlich ) von 'der Wolf' ( oder so ähnlich ). Der Inhalt könnte seichter nicht sein, die äußere Form ist ein Meisterwerk.
Da sitzt jede Silbe. Wie er das Versmaß einhält, ohne Dehnung oder Kürzung, wie er zwischen Jamben und Trochäen wechselt und das ganz strikt einhaltend.
Ich habe mal, als wir das in der Schule hatten aus lauter Langerweile, aber weil es mir auch tief Spaß macht, sehr genau zu sein, ein Gedicht versucht, das alles, was wir gelernt hatten, umsetzte.
Hab ne Eins bekommen und bin von meinen Klassenkameraden wegen Strebertums ( freiwillig !!! etwas machen ) verbal verbumpt worden, war mir aber beides egal. Ich liebe sowas, solche Aufgaben.
Reinhard Mey hat's auch drauf, viel mehr als ich.
Sprache als Selbstzweck, auch ohne Inhalt, dafür kann ich mich durchaus begeistern.
Mit Inhalt umso besser.
Aber ohne gute Sprache nützt auch der beste Inhalt nichts, dann bedeutet Lesen für mich eine Qual.
Manchmal habe ich das leider.
w 53