1. Therapeuten u.ä. Berufswählende sind häufig Menschen auf der Suche nach Antworten, die sich aber nicht selbst auf die Suche machen sondern andere das tun lassen. Gleichzeitig gibt ihnen die Rolle des 'Darüberstehens' und nicht selbst involviert zu sein ein Gefühl der Sicherheit und der Kontrolle (über was? muss man sich fragen) - und ein EInkommen haben sie nebenbei dadurch auch noch. Ausnahmen mögen die Regel bestätigen. Vielleicht.
2. Der Mensch ist so weit gekommen wie er jetzt ist dadurch, dass er in der Lage ist, Bindungen zu entwickeln und in einer Gruppe zu leben. Ein Mensch allein ist nichts - und würde sogar in freier Wildbahn kaum überleben. Auch hier wieder mit seltenen Ausnahmen. Um solche Bindungen zu entwickeln muss er über sich selbst hinaus sehen und denken können. Das ist also Grundvoraussetzung für Menschsein. Dass es heute und momentan anders aussieht ist ein Trugschluß. Klar kann heute jemand alleine leben, allein sein Geld verdienen - und dennnoch wäre er, wären die anderen nicht da, mit all dem nichts. Weder hätte er einen Job noch Geld noch all das, womit wir heute 'alleine' leben.
3. Alleine schon, um das komplexe Lebewesen menschliches Kleinkind aufzuziehen, ist Gruppen- und Sozialverhalten notwendig. Wir gehen aufrecht, die weiblichen Becken sind aufgrund dessen schmaler als bspw. bei einem Vierfüsser (damit der Körperinhalt nicht durchplumpst), das Kind wird nicht voll ausgetragen und ist im Prinzip ein Fetus im Vergleich zu anderen Säugetieren - damit die Riesenbirne durchkommt. Das ist einfach der Preis für unsere Evolution. Da wir keine Larven ins Meer absetzen o.ö. ziehen wir diese frühgeborenen, eigentlich kaum lebensfähigen Teilchen auf bis sie halbwegs sich selbst versorgen können. Das geht nun einfach nicht einzeln und allein - deshalb war die Natur so nett, uns zu sozialen Lebewesen zu befähigen. Dass dies nicht notwendig sein soll, wie heute oft gelebt, ist wie gesagt ein Trugschluß. Keiner von uns wäre heute hier oder würde heute hier schreiben, wenn nicht andere Mitmenschen, meist unsere Eltern, dieses 'Miteinander' zustande gebracht hätten. Dass dieses Miteinander so tief geht, so dass man wirklich Hand in Hand diese und andere Überlebensaufgaben meistern kann, ist notwendig und ganz und gar kein Manko. Heute aber versteift sich jeder auf pure Ich-Liebe bis hin zu zutiefst narzisstischem Verhalten. Das aber genau ist eigentlich unnormal und krank, auch wenn uns anderes eingeredet werden soll und solche Menschen gerne und oft im Rampenlicht stehen.
4. Es ist richtig, dass man NICHT NUR immer für andere da sein kann sondern AUCH lernen muss, an sich selbst zu denken. Dies ist eigentlich eine Gegenbewegung zu einem früher gelebten Ideal, in dem, inbesondere von Frauen, Rollenverhalten erwartet wurde in dem die betreffende Person sich vollständig unterordnet und dabei selbst aufgibt.
5. Klar ist es notwendig, sich selbst zu lieben und zu finden.
6. Um die Balance geht es aber. Geben und Nehmen muss fliessen können und sich ausgleichen. Alles oben genannte funktioniert definitiv nicht, wenn manche Menschen nur nehmen und erwarten, dass andere nur geben. Die die nur nehmen werden dabei träge und fett (im Kopf), die die nur geben sind irgendwann am Ende weil ausgepowert. Es muss sich also ausgleichen und allen gerecnt werden. Jeder Mensch hat Bedürfnisse, die er zumindest in Teilen oder immer wieder mal abdecken können muss.
Ich denke, auf letzteres geht es in der Aussage des/der Therapeuten/in hinaus.
Nur, einseitig wird nie ein Schuh draus.
LG, w47