@Anwalt: Nichts, was Vielen viel wert ist, kann jemals gleichzeitig einfach zu haben sein. Das gilt natürlich auch für schöne Frauen.
@Frederika: Dass ein Sprinter sprinten übt, heißt nicht, dass er verlernt bzw. kein Interesse mehr daran hat, gemütlich spazieren zu gehen.
Manche Werkzeuge sind ziemliche Schweizer Taschenmesser und können sich auf mehr als einem Gebiet als ausgesprochen nützlich erweisen. Zwischenmenschliche Interaktionen passieren nicht nur abends.
@Fräulein Smilla: (#14) Das ist schon mal ein sehr guter Anfang. Er hat nur das Problem, dass deine Absichten, eine Partnerschaft anzubahnen, sofort offenkundig werden. Du kennst den Typen doch noch gar nicht. Unverdiente Komplimente zu bekommen törnt Frauen unglaublich ab (auch, wenn sie gerne was anderes behaupten). Es kommuniziert einfach, dass der Mann "es" wirklich mal wieder bitternötig hat (und stimmt in 100% der Fälle auch). Ich habe keine Daten, wie sich das umgekehrt verhält, würde deshalb hier aber erstmal selbiges unterstellen. Allgemein gilt, dass Anmachsprüche nicht funktionieren (naja, die Ausnahme bestätigt die Regel; aber wir wollen nicht am Glücksrad drehen, nicht wahr).
Ich habe über deine Frage nachgedacht. Vorausschicken möchte ich, dass ich sehr löblich finde, dass du die Initiative ergreifen möchtest. Wie du selbst erlebst, ist es heutzutage leider sehr schlimm, wie Frauen angesprochen werden. Ein schlechtes Gewissen brauchst du dir nicht einreden lassen, wenn du solche Leute pampig abservierst. Das ist zwar nicht schön für sie. Auf deiner Seite handelt es sich aber um einen automatischen Prozess, der von Projektion herrührt und für den du nichts kannst. Dennoch wäre es schön, wenn du versuchen würdest, zickige Reaktionen, soweit es geht, zu minimieren. Viele wissen es einfach nicht zu deuten und sind dann ehrlich sehr verletzt.
Was Frauen machen können. Das ist jetzt leider ein Luftschloss, weil ich mich aus naheliegenden Gründen eher für die Gegenrichtung interessiere.
Zunächst der einfache Fall: Du siehst jemanden, der zumindest ein sehr auffälliges Kleidungsstück trägt (darunter würde ich fallen). Darauf kann man ihn ansprechen. Dein Part erledigt.
Solltest du dich das einmal nicht trauen, kannst du dich auch "zu nah", mit dem Rücken zu ihm gewandt, neben ihn stellen. Sollte er kapieren. Beachte dabei, dass reine Frauengruppen öfter angesprochen werden als solche mit Männern darin. Außerdem ist eine Zweiergruppe am schwierigsten. Letztlich will man sich mit dir *allein* unterhalten. Das geht aber nicht, wenn du mit nur einer Freundin unterwegs bist, denn sonst müsste die ja alleine zurückbleiben. Nur wenige Männer kriegen sowas hin (es involviert das vorherige Öffnen einer unbeteiligten Gruppe und das Verschmelzen dieser Gruppe mit deiner, damit du dann isoliert werden kannst - vermeide es einfach, zu zweit wegzugehen. Allein ist natürlich prinzipiell am besten, aber dann hast du auch am meisten Fliegen am Hals.)
Zweiter Fall: Ich glaube, wir haben hier mal darüber gesprochen, dass, wenn Frauen Männer ansprechen, manche doch gleich ans Eingemachte denken. Ich setze das mal als Tatsache voraus (wir wollen ja so viele Fische ködern, wie möglich - aussieben kann man hinterher). Dann gilt es, die indirekte Methode (unter dem Radar das Ziel anfliegen) noch intensiver einzusetzen, als wir Männer das tun müssen.
Um keine ungewünschten Assoziationen zu schüren, wenn du einen Typen ansprichst, muss glasklar sein, dass es für dich normal ist, fremde Leute anzuquatschen und daraus nicht auf romantisches Interesse geschlossen werden kann. Dies machst du deutlich, indem du einfach mit so vielen Leuten redest, wie möglich. Hier kommt dir sehr zugute, dass du gut tanzen kannst. Nach dem Tanzen hast du immenses situatives Selbstvertrauen (in diesem Status machst du automatisch alles richtig). Dann suchst du dir eine möglichst einfache Gelegenheit, jemanden, mit dem du heute noch nicht gesprochen hast, anzulabern, und tust es einfach (leichter gesagt, ... - nicht aufgeben). Stelle dir vor, das ist *dein* Club. Und alle, die hier sind, sind *deine Gäste*. Es wäre doch sehr unverschämt, wenn du irgendjemanden nicht wenigstens mit einem Kopfnicken begrüßt hättest.
Nachdem du das gemacht hast, kannst du wahrscheinlich vergessen, dass sich noch jemand traut, dich anzusprechen. Aber es könnte trotzdem eine gute Arbeitsgrundlage sein. Jetzt solltest du jeden ansprechen können, ohne dass er sich gleich für den glücklichen Auserwählten hält. Es stellt sich dann die Frage nach einem Öffner. Wie gesagt, muss er absichtenneutral sein. Versuche dieses Muster:
(1) Hey, ich muss gleich zurück zu meiner Freundin,
(2) aber ich habe da mal eine Frage.
(3) Wir brüten schon den ganzen Abend darüber, kommen aber nicht drauf.
(4) Wie heißt der Schauspieler aus Lethal Weapon gleich wieder? Nicht der Schwarze, der andere.
[a. Er weiß es]
(5a) Wow, ist ja toll. Wir kommen schon den ganzen Abend nicht drauf, und du weißt das einfach so. Magst du Filme? blablabla
[b. Er weiß es nicht]
(5b) Ich weiß es auch nicht. Meine Freundin tut so, als müsste man das wissen. Ich mag dich dafür, dass du es auch nicht weißt. Was magst du denn für Filme? blablabla
Fußnoten.
(1) Mit diesem False Time Constraint kommst du der Befürchtung zuvor, du könntest den ganzen Abend bei den Leuten rumhängen. Verhindert Schilde.
(2) Fühlt sich ernst genommen.
(3) Egal.
(4) Kannst auch jeden anderen Film oder sonstwelches Gebiet verwenden. Naja, sollte vielleicht kein ausgewiesener Mädchenfilm sein.
(5a,b) Er bekommt ein Kompliment. Aber nicht einfach so, nein, das wäre zu billig. Er musste es sich schon verdienen. Dass er auf jeden Fall ein Kompliment bekommt, weiß er ja nicht.
Verschiedenes:
o Frauen sollte man sich nicht von hinten nähern, Männern nicht von vorne. In beiden Fällen ist von schräg vorne oder seitlich akzeptabel (von 9-, 10-, 2-, oder 3-Uhr).
o Sitzende Gruppen sind extrem schwierig. Du kannst nicht lange stehen bleiben, weil sonst auf Grund des Höhenunterschiedes bald ein mulmiges Gefühl auftaucht und dich rauswirft. Du kannst dich aber auch nicht einfach so setzen, ohne deinen False Time Constraint zu invalidieren und damit schon mal in den ersten zwei Minuten dein Wort gebrochen zu haben und damit rauszufliegen.
o Während der ersten Sätze bist du der Gruppe nicht direkt zugewandt (45° bis 90° gedreht; du sprichst halb über die Schulter, aber niemals im Vorbeigehen). Sobald der Angesprochene angefangen hat, zu antworten, kannst du dich in einen normalen Gesprächswinkel reindrehen.
o Wenn dich jemand nach deinem Beruf fragt, lass mal die Veterinärmedizinvokabel stecken und behaupte, du veranstaltest Chromosomenrennen (oder was auch immer eine humorvolle Beschreibung der PCR-Methode ist). Sei spielerisch. Das ist insgesamt vielleicht die Überschrift über Allem hier.
o Wenn du Leute ansprichst, kann es passieren, dass du Körbe bekommst. Das ist der Lauf der Dinge. Nicht persönlich nehmen, auch, wenn die Leute vielleicht persönlich werden wollten. Was wertvoll ist, kann per definitionem nicht einfach zu haben sein.
o Der Gruppenanführer ist in aller Regel derjenige, der sich am wenigsten mit dem Oberkörper in die Runde hineinlehnt. Wenn du nach dem Tanzen mit situativem Selbstvertrauen aufkreuzt, wirst du das vermutlich sein. Es ist meiner Meinung nach wichtig, dem Herren dann die Kontrolle zu übergeben. Dazu gehört, sich stärker als er in die Unterhaltung hineinzulehnen.
Tja, nach dem Ansprechen muss meiner Meinung nach spätestens der Mann übernehmen, daher endet meine Abhandlung hier. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt glaube ich, dass du mehr nicht tun kannst. Viel hiervon kann/muss jahrelang geübt werden, daher: nicht aufgeben.
Verstehe bitte, dass ganze Bücher über Körpersprache, Intonation etc. existieren, die zusammenzufassen meinen zeitlichen Rahmen sprengen würde. Einige wichtige Komponenten habe ich erwähnt.
Viel Erfolg.