Bei Annahme von nur 5% Trinkgeld sind das hier 55 Euro, Stundenlohn 17 Euro, davon 11 Euro netto. Finde ich jetzt nicht so schlecht, das sind locker mal ca. 25 Euro Bruttolohn.
Ok, lass mich Deine Rechnung um ein paar Faktoren ergänzen. In meinem Bsp. beziehe ich mich auf meine Zeit in dem o.g. Autohof:
1. Wer kehrt dort ein? Zum Großteil Lkw-Fahrer, die ihre Ruhezeiten einhalten müssen. Deutsche und auch intern. Lkw-Fahrer, insb. osteurop.. Das sind von Haus aus nicht die großzügigsten Gäste, einmal von der Mentalität her und andererseits auch aufgrund ihrer eigenen finanz. Lage. Da ein Lkw-Fahrer bei einem Autohof für alles, z. B. fürs Duschen, zahlen muss und während seiner Ruhezeit mehrmals eine Mahlzeit essen muss (wenn er sich nicht komplett autark versorgt), ist ein Trinkgeld in Höhe von 5% der konsumierten Speisen und Getränke utopisch. Bei einer Endsumme von 11,80 € wird er selbst beim guten Service und bei guter Küche nur auf 12,0 € aufrunden und gut ist es aus seiner Sicht. Das höchste der Gefühle wären da vielleicht 12,50 €.
2. Wie ist die Preisklasse der dort angebotenen Speisen und Getränke? Niedrig. Der Umsatz wird über Masse generiert. In der Küche stand ein Küchenmeister alter Schule, den die Wirrungen seines Lebens dorthin verschlagen hatte. Er kochte gut und im Angebot waren neben den obligat. Burgern auch gut-bürgerliche Gerichte, die in einem Landgasthof auch so auf der Karte zu finden sind.
3. Welche sonstigen Gäste lockt also gutbürgerliches Essen zu niedrigen Preisen an? Einheimische, schwäbische Pfennigfuchser, finanziell klamme Leute und Neunmalgescheite. Wenn das Restaurant als günstig bekannt ist, sinkt die Hemmschwelle, beim Trinkgeld zu geizen.
4. Geben solche Pfennigfuchser gut Trinkgeld? Nein, auch nicht bei gutem Service und guter Küche.
5. Welche weiteren Speisen und Getränke tragen bei einem Autohof zu dem in meinem vorherigen Post genannten Umsatz bei? Richtig, Kaffees und Backwaren zum Mitnehmen für alle diejenigen, die eigentlich nur kurz tanken wollten. Diese Kaffees und Backwaren sind im Verhältnis wiederum recht teuer und werden dann zu Preisen verkauft, die psychologisch ungeschickt sind: Wenn ein Cappucino im Jahr 2009 3,50 € gekostet hat, war das verhältnism. teuer. Für Waren zum Mitnehmen wird eher selten Trinkgeld gegeben und bei einem solch ungeschickt gewählten Preis runden nur die wenigsten gleich um 50 Cent auf 4 € auf. Ein Cappucino aus einer Siebträger-Maschine bedarf aber x Arbeitschritte, bis er im Becher ist. Man muss da sogar selbst die Milch selbst aufschäumen und aus dem Aufschäumgefäß in den Kaffeebecher befördern.
Fazit: 5 % Trinkgeld sind in einer solchen Gastronomie utopisch, aber die Arbeitsbelastung der KellnerInnen ist dort vergleichsweise hoch. Man kann eher von 2 - 3 Prozent Trinkgeld ausgehen.