• #1

Familienproblem - Bin ich schuld, dass meine Eltern nicht in Rente können?

Liebes Forum, seit Jahren belastet es mich (w31), dass meine Eltern mir immer mal wieder vorwerfen, dass sie wegen mir nicht in Rente gehen können.

Zum Hintergrund: Meine Eltern (Mitte 60) führen zusammen einen kleinen Handwerksbetrieb auf dem Land in Süddeutschland. Mein Vater hat den Betrieb geerbt. Es war seit Generationen immer so, dass der älteste Sohn den Betrieb übernommen hat.

Nun haben meine Eltern aber keinen Sohn, sondern lediglich zwei Töchter. Für uns beide war aber nach dem Abi klar, dass wir lieber studieren wollen, anstatt eine Handwerkslehre zu machen. Die Branche ist extrem männerdominiert und hat mich persönlich thematisch überhaupt nicht interessiert.

Leider können meine Eltern nun nicht in Rente, da sie keinen Nachfolger für den Betrieb finden. Folgendes haben sie bzw. wir schon versucht:

- Nachfolger unter den Angestellten nicht vorhanden (nur ca. 5 Mitarbeiter), wollen lieber im Angestelltenverhältnis bleiben
- Nachfolger innerhalb der Familie nicht vorhanden (Kinder, Cousins usw. haben alle andere gute Jobs)
- Seit 4 Jahren sucht eine professionelle Unternehmensberatung europaweit nach einem Nachfolger (Handwerkskammer, online, Zeitschriften usw.), leider keine passenden Bewerber bzw. gar keine Bewerber (man benötigt den Meistertitel)
- Suche nach einem angestellten Meister, der es mal übernehmen möchte (über Meisterschulen deutschlandweit, Handwerkskammern, Fachzeitschriften): Keine Bewerbungen, die Meister wollen lieber in eine größere Firma mit Aufstiegschancen (sicherer Job) und nicht in so ein kleines Kaff ziehen
- Geschäftsführer einstellen: Laut Steuerkanzlei nicht rentabel, da die Firma zu klein ist und nicht genügend Gewinn abwirft

Was sollen wir tun? Die Firma läuft recht gut von den Zahlen, die Kunden sind zufrieden. Aber niemand möchte es übernehmen oder kaufen, da alle "Angst" vor der Selbstständigkeit haben. Meine Eltern haben meine ganze Kindheit nur gearbeitet, so möchten meine Schwester und ich nicht leben. Zudem haben wir gar nicht die Ausbildung. Meine Schwester ist zudem in Elternzeit mit 2 kleinen Kindern und ich möchte auch mal Kinder haben und meinen guten Job nicht aufgeben.

Ich freue mich über zahlreiche Rückmeldungen. LG w31
 
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L

Lionne69

Gast
  • #2
Ich würde mich da frei machen.

Es ist das Leben Deiner Eltern, und so blöd es klingt, Ihr hattet Euch schon bei der Wahl Eurer Ausbildung entschieden, diesen Betrieb nicht zu übernehmen.

Wäre es mir da wichtig gewesen als Firmeninhaber, also an Stelle Deiner Eltern, hätte ich spätestens da überlegt,, wie endet es.

Euch den Vorwurf zu machen, finde ich unfair und Verantwortung abschieben.
Natürlich können Sie jederzeit aufhören, sie müssen es nur wollen.

Egal, ob Ihr es übernommen hättet, oder Mitarbeiter*innen, es wäre immer das Ende für Deine Eltern.
Ich würde als Tochter hier klar Stopp sagen.

Und als letzte Lösung - den Mitarbeiter*innen mitteilen, dass der Betrieb noch so und so lang geführt wird, und wenn es dann keiner übernimmt, wird er aufgelöst.

Oder möchtest Du nun hören, Du musst ihn übernehmen oder den Partner finden, der es will?

W, 51
 
G

geloeschter Nutzer

Gast
  • #3
Offensichtlich möchte niemand den Laden haben. Deine Eltern nicht mehr und alle anderen auch nicht. Ich kann verstehen, dass das für Deine Eltern nach mehreren Generationen schwierig ist.

Du hast vermutlich keine entsprechende Ausbildung und auch kein Interesse, Deine Schwester ebenso.
Bleibt: zumachen. Oder weitermachen, bis sich ein Nachfolger findet. Das ist eigentlich nicht Dein Problem und die Vorwürfe sind nicht berechtigt. Deine Eltern werden hoffentlich für das Alter vorgesorgt haben.
 
  • #4
Wenn keiner den Betrieb will, dann sollen ihn deine Eltern halt aufgeben. Oder eben langsam Kapazität abbauen. Wenn die Mitarbeiter die Arbeitslosigkeit kommen sehen, lenkt möglicherweise einer von ihnen ein.
 
  • #5
Ganz einfach- es NICHT übernehmen!

Diese Firma ist der Lebenstraum deiner Eltern, nicht der deiner Schwester oder von dir.
Das müssen, ob sie wollen oder nicht, auch deine Eltern zur Kenntnis nehmen.
Ich würde mir da weder Vorwürfe machen lassen noch mich schuldig fühlen.

Sie müssen nicht weiter arbeiten, man kann eine Firma auch schließen!
 
  • #6
Hallo Miss Cosmo,

europaweit halte ich für übertrieben bei der Betriebsgrösse.

Prinzipiell gibt es
- Börsen für Betriebe im Netz - einfach googeln
- Betriebsbörsen der Handwerkskammern (läuft wohl)
- Anzeige im Handwerksblatt
- die gute alte Mund zu Mund Propaganda

Was hilfreich sein kann: Finanzierungsmodelle anbieten.

Je nach dem, ob euch die Immobilie gehört - Betriebe kann man auch verpachten. Habt ihr einen Meister angestellt ? Dann wäre euer Betrieb evtl. auch als Teil einer Unternehmensgruppe darstellbar.
Einen Teil des Kaufpreises über Leibrente für die Eltern finanzieren wäre auch eine Idee. Oder eine Beteiligung .....

Eine Möglichkeit wäre auch bei Stepstone o.ä. zu suchen.
Wie schaut es mit Kontakten zu Meisterschulen aus ?

Deine Angaben sind derart allgemein gehalten, dass Rat nur an der Oberfläche gegeben werden kann.

Die charmanteste Möglichkeit wäre natürlich, dass du einen entsprechenden Meister heiratest .....
 
  • #7
Ich kann mir schlecht vorstellen, dass bei momentaner vorhandenen Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit oder den Arbeitsplatzabbau über die letzte Jahre es europaweit keinen gibt, der schon fertige Firma mit gutem Umsatz und stabilem Kundenstamm haben will. Entweder sind die Zahlen doch nicht so toll, dass es sich lohnt, diese Firma zu übernehmen oder die Übernahmebedingungen sind nicht so attraktiv, z. B. wollen deine Eltern dann doch noch mitreden, wie die Firma weitergeführt wird.
 
  • #8
Damit hat sich das Thema die Firma zu übernehmen, doch rein sachlich erledigt, oder nicht?
Erwarten deine Eltern wirklich, dass du einen neuen Job lernst?

Vielleicht wollen deine Eltern nur gehört werden und ein wenig Empathie.
Schließlich ist ihre Situation auch zu bedauern.
Die Firma ist quasi ihr drittes Baby. Sie haben Herzblut und Zeit investiert und nun finden sie keinen guten Weg da raus in die Rente.
Den Schuh der Verantwortung würde ich gar nicht anziehen.
( Wenn es überhaupt so gemeint ist)

Liebe Grüße
 
  • #9
Nein, mein Vater ist der einzige Meister. Ein Meister hat ein viel höheres Gehalt als ein Geselle, es muss auch wirtschaftlich sein. Es wurde vor ein paar Jahren mal ein junger Meister eingestellt, aber er hat nach einem Jahr gekündigt. Er war mit der Arbeit nicht zufrieden und wollte lieber wieder in eine größere Firma.

Wie schaut es mit Kontakten zu Meisterschulen aus
Hat mein Vater, es wurde dort auch gefragt bzw inseriert. Leider möchten die Absolventen lieber in eine große Firma, sich nicht selbstständig machen oder gehen danach noch studieren.
Börsen für Betriebe im Netz - einfach googeln
- Betriebsbörsen der Handwerkskammern (läuft wohl)
- Anzeige im Handwerksblatt
Das Inserat ist seit ca 4 Jahren auf verschiedenen online Plattformen zu finden, alles mit Unterstützung einer Unternehmensberatung. Leider ergab sich auch nach 4 Jahren nichts.

Was hilfreich sein kann: Finanzierungsmodelle anbieten.
Meine Eltern wären hier sehr flexibel.
Die charmanteste Möglichkeit wäre natürlich, dass du einen entsprechenden Meister heiratest .
Erstens finde ich keinen (die Branche ist speziell, Meisterschulen sehr weit weg, ich arbeite nicht in der Branche, im Internet noch nie so jmd gesehen).
Zweitens möchte ich mich nicht komplett von einem Mann abhängig machen. Eine Bekannte hat das so gemacht. Irgendwann ist der Mann fremdgegangen und hat sich für eine andere entschieden. Jetzt steht sie alleine mit dem Betrieb da, der Mann lebt längst in einer anderen Stadt.
 
  • #10
Deine Angaben sind derart allgemein gehalten, dass Rat nur an der Oberfläche gegeben werden kann.
Na ja, nun ist es auch nicht an der FS, einen passenden Nachfolger zu suchen oder gar einen solchen zu ehelichen. Die Eltern wollen, dass der bestehende Betrieb weiter laufen kann, möglicherweise auch, um den dort tätigen Mitarbeitern die Zukunft zu sichern.

Nur: wenn diesen Mitarbeitern der Verbleib in ihrer Firma wichtig ist, sollen sie eine Gesellschaft (GmbH/GbR) gründen und den Betrieb dann gemeinsam übernehmen. Damit lastet die Zukunft auf vielen Schultern.

Eltern, die ihre Kinder mehr oder weniger unter Druck setzen, ihr begonnenes Werk fortzusetzen, handeln in meinen Augen sehr egoistisch: denn Kinder (auch solche, die schon erwachsen sind) haben ihre eigene Vorstellung von ihrem Lebensglück, oft genug auch gar nicht das Talent, das die Eltern vielleicht besitzen. Diese nachfolgende Generation soll sich also verbiegen, wobei das evtl. schon die Eltern so gehandhabt haben - nur ist das längst vergessen, weil ihnen das Geschäft am Ende gefiel.

Schaff dein schlechtes Gewissen ab, liebe @MissCosmo, bleibe klar in deinen Vorstellungen und Erwartungen an DEIN Leben. Denn sonst wirst du irgendwann deine Eltern dafür hassen, dass du unglücklich bist. Das könnte für viele Jahre gelten, denn die Eltern sind ja noch relativ jung.
 
  • #11
Ich kann mir schlecht vorstellen, dass bei momentaner vorhandenen Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit oder den Arbeitsplatzabbau über die letzte Jahre es europaweit keinen gibt, der schon fertige Firma mit gutem Umsatz und stabilem Kundenstamm haben will.
Das dachten wir lange auch. Leider wurden wir eines Besseren belehrt. Gründe sind laut Unternehmensberater folgende:

- Ländliche Lage, für viele unattraktiv
- Junge Leute wollen lieber ein sicheres Angestelltenverhältnis in einer großen Firma als die Unsicherheit der Selbstständigkeit
- Corona: Weniger Leute wollen sich selbstständig machen
- Branche: Relativ klein, daher wenig Auswahl
- Größe der Firma zu klein, um mit Geschäftsführern, Abteilungsleitern usw zu arbeiten. Alle Verantworting bleibt am Chef hängen!
 
  • #12
Ich finde deine Eltern sehr unfair.
Sie sehen selbst, dass niemand die Firma will.

Aber das was kein anderer will, sollst du dir nun anlasten, damit deine Eltern ihren Seelenfrieden haben?

Sie erwarten, dass du unglücklich bist und etwas machst, was dir keine Freude macht?

DAMIT würde ich die Eltern mal konfrontieren.

Sie haben ihren Traum gelebt. Nun möchtest du genauso deinen Traum leben. Deinen. Nicht ihren.

Wenn sich keiner findet, der dss Geschäft kaufen will, der Gewinn kein Geschäftsführergehalt zusätzlich abwirft, ist die Firma nicht sonderlich rentabel, sondern gerade so kostendeckend,oder?

Der Traum der Eltern ist beendet und sollte doch nicht zu deinem Alptraum werden.

Da bleibt dann eben nur die Liquidation. Je früher, umso eher können deine Eltern ihr Retnerdasein genießen. Das liegt allein an ihnen selbst.

Lass dir da kein schlechtes Gewissen einreden.

Auch die Angestellten ziehen offenbar den Verlust des Arbeitsplatzes einer Übernahme des Betriebs vor...
Vielleicht liegt es auch an den angebotenen Konditionen? Da ließe sich evt. was nachjustieren ?
 
L

Lionne69

Gast
  • #13
Ich kann mir schlecht vorstellen, dass bei momentaner vorhandenen Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit oder den Arbeitsplatzabbau über die letzte Jahre es europaweit keinen gibt, der schon fertige Firma mit gutem Umsatz und stabilem Kundenstamm haben will.

Ein kleiner Betrieb, irgendwo im Nirgendwo, klein bei 5 Mitarbeitern, der sich gerade so rechnet.
In dem es wahrscheinlich seit Jahren keine Erneuerungen gab - lief ja immer.
Der Cheffe ist der einzige Meister, am Ende gibt es dann noch 3 Gesellen und 2 Handlanger. Miss Cosmo, ich spekuliere, ich weiß.

Gut gehende Handwerksbetriebe schaffen mit dieser Personaldecke aber die derzeitigen Aufträge nicht.
So verlockend ist dieses Angebot anscheinend nicht.
Im Handwerk gibt es gerade einen eklatanten Fachkräftemangel, Überstunden, Aufträge bis...
Da will sich kein Meister so eine Firma antun.
Erst recht nicht, wenn es dann noch eine Seniorchefin bzw. Seniorchef gibt.

Das muss man realistisch sehen.

Die meisten Kleinbetriebe bauen ihre Nachfolger systematisch auf, oder bereiten sich auf die Beendigung vor.
Da wird ausgebildet, Gesellen darin unterstützt, den Meister zu machen, da wird Verantwortung delegiert.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der ernsthaft den Kindern einen derartigen Vorwurf macht, anderweitig strategisch erfolgreich ist.

W, 51
 
  • #14
dass meine Eltern mir immer mal wieder vorwerfen, dass sie wegen mir nicht in Rente gehen können.
Frage sie mal, ob sie gewollt hätten, dass Du Dich unglücklich machst und ein Leben führst, das sie Dir aufdrücken, statt dass Du es selbst wählen kannst.
Oder nee, frage das nicht. Ihr Vorwurf ist absolut daneben und sie werfen es Dir vielleicht auch gar nicht vor. Vielleicht SAGEN sie nur, dass sie sich gewünscht hätten, es wäre so gekommen, dass Du Spaß an dem Beruf gehabt hättest. Das würde ja dann auch wahr sein, aber ist noch kein Vorwurf. Den würdest Du Dir in dem Fall selbst machen, weil Du Schuldgefühle hast. Ist aber nicht nötig, Du führst DEIN Leben.

Genauso, wie die Angestellten sich drücken, und die viel mehr Ahnung haben vom Fach.

Also differenziere erstmal, ob sie Dir es wirklich vorwerfen. Ich denke mal, bei Deiner Ausbildung zu Deinem jetzigen Beruf haben sie Dich unterstützt? Dann werfen sie Dir doch jetzt nicht vor, dass Du nicht umlernst, denke ich mal. Oder ob Du das nur denkst, weil sie manchmal seufzen, dass sie es gern gehabt hätten, dass Du den Betrieb übernimmst, und dass sie nicht wissen, was sie machen sollen.

Dann befreie Dich von Schuldgefühlen und zieh Dir den Schuh nicht an, eine Lösung finden ZU MÜSSEN. Ich finde gut, wenn Du drüber nachdenkst, aber nicht mit dem Verpflichtungsgefühl, dass Du ja hier was falsch gemacht hast und es nun irgendwie berichtigen müsstest.
 
  • #15
Ihr hattet Euch schon bei der Wahl Eurer Ausbildung entschieden, diesen Betrieb nicht zu übernehmen.
Eben das sehe ich auch so. Daher kann ich auch nicht verstehen, dass meine Eltern nicht bereits vor 10 Jahren nach einer Lösung gesucht haben. Sie versuchen jetzt seit 5 Jahren alles, nur leider ohne Erfolg.
Offensichtlich möchte niemand den Laden haben. Deine Eltern nicht mehr und alle anderen auch nicht.
Die Produkte sind beliebt, Mitarbeiter oder Azubis wurden bisher immer gefunden. Aber es braucht eben jemand, der als Inhaber/Geschäftsführer die Ausbildung hat und die Verantwirtung tragen will. Und das will leider niemand!
 
  • #16
Die meisten Kleinbetriebe bauen ihre Nachfolger systematisch auf, oder bereiten sich auf die Beendigung vor.
Da wird ausgebildet, Gesellen darin unterstützt, den Meister zu machen, da wird Verantwortung delegiert.
Das sehe ich genauso. Nur leider haben meine Eltern das offensichtlich verpasst. Azubis gab und gibt es immer. Die haben aber meist nach der Ausbildung studiert, den Meister gemacht, die Branche gewechselt, einen Bürojob gesucht. Das Angebot des Zurückkommens nach dem Meister/Studium wurde nicht angenommen.

Gründe:
- Wollten wieder in die Heimatregion.
- Haben gute Angebote von größeren Firmen mit mehr Austiegschancen bekommen.
- Wollten lieber in eine größere Stadt und nicht aufs Dorf.
 
  • #17
Es ist schade für deine Eltern. Aber ich würd mich da auch nicht schuldig fühlen oder gar überreden lassen, den Betrieb zu übernehmen. Es ist dein Leben und wenn dich das Thema gar nicht interessiert... Dann müssen sie eben weitersuchen oder doch irgendwann dichtmachen.
Die Produkte sind beliebt, Mitarbeiter oder Azubis wurden bisher immer gefunden. Aber es braucht eben jemand, der als Inhaber/Geschäftsführer die Ausbildung hat und die Verantwirtung tragen will. Und das will leider niemand!
Irgendwo muss man doch aber jemanden auftreiben können, wenn die Produkte beliebt sind... Ich würde auch auf allen Jobbörsen Anzeigen schalten und in allen Facebook-Gruppen zum Thema, auf allen Webseiten, die sich damit beschäftigen usw...
w, 37
 
  • #18
Ich kann mir schlecht vorstellen, dass bei momentaner Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit oder den Arbeitsplatzabbau über die letzte Jahre es europaweit keinen gibt, der schon fertige Firma mit gutem Umsatz und stabilem Kundenstamm haben will. Entweder sind die Zahlen doch nicht so toll, dass es sich lohnt, diese Firma zu übernehmen oder die Übernahmebedingungen sind nicht so attraktiv, z. B. wollen deine Eltern dann doch noch mitreden
... oder die Personen haben einfach kein Geld, um die Firma zu übernehmen bzw. zu kaufen. Im Handwerk ist es oft das Problem, dass es eigentlich nur wirklich rentabel (meistens allerdings gerade kostendeckend) ist, wenn man sich selbständig macht. Aber gerade junge Leute, die motiviert und frisch von der Schule kommen, haben oft keine ausreichenden finanziellen Ressourcen, um den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen (und die älteren Angestellte verdienen auch nicht viel, um Reserven anzulegen, müssten sich also verschulden, bekommen ohne Sicherheiten aber keinen Kredit), haben zwar ihr Handwerk gut gelernt, aber mangelnde betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Und sie scheuen verständlicherweise das enorme Risiko und die persönliche Belastung der Selbständigkeit. Meine Mutter war jahrelang selbständige Handwerkerin. Die Eröffnung des Ladens und zahlreiche Investitionen waren anfangs nur mithilfe freundlicher Privatkredite möglich und Selbständigkeit ist wirklich kein Zuckerschlecken, also ich kann jeden verstehen, der Angst davor hat (obwohl es sich natürlich auch lohnen kann).

Mal eine Frage: Haben deine Eltern denn privat für ihre Rente vorgesorgt und eingezahlt oder war es ihnen wie vielen Selbständigen nicht möglich und sie sind jetzt auf das Geld aus dem Verkauf des Unternehmens angewiesen? Denn ich verstehe es richtig, dass ein Nachfolger sich einkaufen soll, oder?

Falle sie vorgesorgt haben und es in erster Linie eine emotionale Geschichte ist, könnten sie notfalls auch schließen oder im Preis weit runtergehen bzw. die Übernahme attraktiver machen. Die Welt geht nicht unter, wenn man sein Geschäft schließt. Die Freiheit kann auch eine unfassbare Erleichterung sein. Und im Notfall gibt es die Grundsicherung, niemand muss verhungern in Deutschland. Zu Veränderung gehört Mut. Meistens lohnt es sich.

Man könnte auch versuchen, einen Partner reinzuholen, der zunächst noch nicht Verantwortung und volles Risiko alleine trägt, sondern sich lediglich beteiligt, "angelernt" wird und die Aussicht auf sukzessive komplette Übernahme hat, aber sich nicht direkt verpflichtet, sondern erstmal antesten kann, wie es läuft.

Ich finde den Vorwurf deiner Eltern dir gegenüber unfair. Du solltest nicht gezwungen sein, dich mit den Verpflichtungen und Lasten früherer Generationen herumschlagen zu müssen, sondern dein Leben selbst wählen können. Das ist ihr Ding, nicht deins. Ich würde meinem Kind keine solche Last und keine solchen Schuldgefühle aufhalsen wollen.
w26
 
Zuletzt bearbeitet:
  • #19
Wenn sich keiner findet, der dss Geschäft kaufen will, der Gewinn kein Geschäftsführergehalt zusätzlich abwirft, ist die Firma nicht sonderlich rentabel, sondern gerade so kostendeckend,oder
Die Firma ist entsprechend der Größe sehr rentabel! Meine Eltern wären auch bereit, den Preis anzupassen. Besser als gar keinen Käufer zu finden. Die guten Leute mit einem BWL Abschluss und entsprechender Berufserfahrung sind leider nicht bereit, für so eine kleine Firma am A der Welt zu arbeiten.
 
  • #21
Mal eine Frage: Haben deine Eltern denn privat für ihre Rente vorgesorgt und eingezahlt oder war es ihnen wie vielen Selbständigen nicht möglich und sie sind jetzt auf das Geld aus dem Verkauf des Unternehmens angewiesen? Denn ich verstehe es richtig, dass ein Nachfolger sich einkaufen soll, oder?
Ja, sie haben gut vorgesorgt und auch ein bereits abbezahltes Haus. Sie sind für mehrere Optionen offen, vom Vollverkauf bis zum Angestellten Geschäftsführer usw und würden den Preis auch anpassen. Die Firmen in der Umgebung sind leider nicht an einem Kauf interessiert.
 
  • #22
Wer ist wir? Es geht um Dich. Du hast einen Beruf und liegst Deinen Eltern nicht auf der Tasche. Sie müssen also nicht Deinetwegen (Unterhaltspflich) weiterarbeiten.

Sie können in Rente gehen, wollen das aber nicht, weil das heißt, den Laden einfach dicht zu machen, die Mitarbeiter zu entlassen und von ihrer Altersversorgung zu leben. Sie wollen aus dem Firmenausstieg einen Sack Geld mitnehmen und das funktioniert nicht - ihr Irrtum.
Wenn der Verkauf des Unternehmens als ihre einzige Altersversorgung geplant war, dann haben sie ein gewaltiges Problem - aber auch das ist ihr Fehler/ihre Verantwortung - nicht Deiner, nicht Deine Pflicht.

Fazit: es gibt kein Problem nur falsche Vorstellungen Deiner Eltern, wie sie viele Kleinbetriebler und auch mittelständische Unternehmer haben.
Genau das solltest Du ihnen sagen, wenn sie Dir mit dem Thema nochmal kommen. Mit der Wahl euerer Ausbildungen (also vor mehr als 10 Jahren) war ihnen klar, dass ihr raus seid aus dem Thema Übernahme. Also brauchen sie damit nciht mehr kommen.

Bleibt: zumachen. Oder weitermachen, bis sich ein Nachfolger findet.
Vergiss es, es ist ein bundesweites und auch großes Problem für die Unternehmer - auch für die Kunden, überhaupt Handwerker für kleine und mittlere Aufträge zu finden.
Sie haben alles gemacht was möglich ist, schreibt die FS doch. Die Gesamtbedingungen sind nicht so, dass jemand den Betrieb übernehmen will - zu ländlich, nicht ausbaubar etc.

niemand möchte es übernehmen oder kaufen, da alle "Angst" vor der Selbstständigkeit haben. Meine Eltern haben meine ganze Kindheit nur gearbeitet, so möchten meine Schwester und ich nicht leben.
Das ist der Punkt, diese Art Selbstständigkeit (Chef macht alles und zwar viel), sonst rechnet sich das nicht und der Betrieb ist auch nicht ausbaubar (regional begrenzter Kundenstamm), sodass sich irgendwann mal ein Vertreter wirtschaftlich und für den persönlichen Freiraum lohnen würde.
Das ist für junge Leute nunmal maximal unattraktiv, insbesondere für den Partner, der an diesen Bediingungen mithängt. Selbst wenn sich einer findet, der es macht, dann sagt der Partner "mit mir nicht" und dann ist der Laden nicht wirtschaftlich, wenn sich nicht 2 selber ausbeuten.
 
  • #23
Sie haben ihren Traum gelebt. Nun möchtest du genauso deinen Traum leben. Deinen. Nicht ihren.
Den Traum (oder auch ihrerseits Pflichtgefühl?), der oft zum Hamsterrad wird, in dem man sich endlos abstrampelt, aber nicht den Absprung wagt. Natürlich ist es unheimlich und scheint erstmal unmöglich, das sich unermüdlich drehende Rad zu verlassen. Aber wenn man doch springt, landet man einmal kurz hart, berappelt sich, steht auf und läuft weiter. Plötzlich gibt es viele neue Möglichkeiten. Man hat IMMER eine Alternative.
Gut gehende Handwerksbetriebe schaffen mit dieser Personaldecke aber die derzeitigen Aufträge nicht.
Ja, ein sehr häufiges Problem: Man bräuchte theoretisch mehr Mitarbeiter, um die Aufträge bearbeiten und wachsen zu können, aber gleichzeitig ist es nicht wirklich finanzierbar, mehr Personal einzustellen. Deswegen bleiben viele Betriebe klein und schaffen nicht wirklich den Schritt über die magische Schwelle, begrenzen sich sozusagen selbst. Es ist schon echt schwierig.
w26
 
  • #24
Das ist sicherlich nicht deine Schuld! Zieh dir den Schuh nicht an, dass ist das alleinige Problem deiner Eltern. Ich finde es frech, dir die Schuld zu geben. Wenn keiner will, müssen sie ihren Betrieb eben zu machen.
 
  • #25
Ein kleiner Betrieb, irgendwo im Nirgendwo, klein bei 5 Mitarbeitern, der sich gerade so rechnet.
In dem es wahrscheinlich seit Jahren keine Erneuerungen gab - lief ja immer.
Der Cheffe ist der einzige Meister, am Ende gibt es dann noch 3 Gesellen und 2 Handlanger. Miss Cosmo, ich spekuliere, ich weiß.

Gut gehende Handwerksbetriebe schaffen mit dieser Personaldecke aber die derzeitigen Aufträge nicht.
So verlockend ist dieses Angebot anscheinend nicht.
Im Handwerk gibt es gerade einen eklatanten Fachkräftemangel, Überstunden, Aufträge bis...
Da will sich kein Meister so eine Firma antun.
Erst recht nicht, wenn es dann noch eine Seniorchefin bzw. Seniorchef gibt.

Das muss man realistisch sehen.

Die meisten Kleinbetriebe bauen ihre Nachfolger systematisch auf, oder bereiten sich auf die Beendigung vor.
Da wird ausgebildet, Gesellen darin unterstützt, den Meister zu machen, da wird Verantwortung delegiert.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der ernsthaft den Kindern einen derartigen Vorwurf macht, anderweitig strategisch erfolgreich ist.

W, 51
Deswegen habe ich geschrieben, dass anscheinend diese Firma doch nicht so verlockende Konditionen hat, wenn sich immer noch keiner gemeldet hat.
Was allerdings die Pampa angeht - viele grosse Firmen stehen irgendwo in Pampa, man muss nicht unbedingt vor Ort wohnen, halbe Stunde pendeln kann man wohl verkraften. Bei uns in der Umgebung sind alle grossen Firmen ausserhalb der Stadt, teilweise 40 km entfernt.
 
  • #26
Die Firma ist entsprechend der Größe sehr rentabel!
Der Betrieb ist nicht rentabel, wenn man trotz vorhandener Arbeit keinen 2. Meister anstellen (schreibst Du oben selber) und für die Betriebsübernahme vorbereiten kann.

Meine Eltern wären auch bereit, den Preis anzupassen. Besser als gar keinen Käufer zu finden.
Deine Eltern sollten sich nach 4 Jahren vergeblichen Suchens damit abfinden, dass es keinen anzupassenden Preis gibt, sondern Betriebsstillegung = Totalverlust wenn sie in Rente wollen. Das solltest Du ihnen deutlich sagen.

Die guten Leute mit einem BWL Abschluss und entsprechender Berufserfahrung sind leider nicht bereit, für so eine kleine Firma am A der Welt zu arbeiten.
Wieso leider? Bist Du und Deine Schwester doch auch nicht. Und was nützt ein BWL-Abschluß für die Führung eines Handwerksbetriebs? Es schadet nichts, aber in erster Linie brauchst Du schon wegen der Haftpflicht eine Fachausbildung inkl. Meister.

Wenn Du die Einstellung "leider nimmt uns kein anderer diese Last ab" hast im Gespräch mit Deinen Eltern, dann wirst Du nie richtig mit ihnen argumentieren können.

Du und Deine Schwester, ihr wolltet aus sehr guten Gründen den Laden nicht übernehmen (zu viel Arbeit, keine Freizeit, kein fachliches Interesse, unattraktiver Standort). Und genau diese guten Gründe haben alle anderen auch und zwar berechtigt, d.h. keine Pflicht euer Problem zu lösen.
Die Schwierigkeit der Nachfolgersuche zeigt doch, dass ihr richtig entschieden habt, was anderes woanders zumachen.

Vielleicht solltest Du Deinen Eltern ganz tapfer sagen, dass Du nicht die persönlichen Skills für eine Unternehmensführung hast (Engagement, Durchsetzungsfähigkeit etc), diese auch nicht mehr erwerben wirst, Dich darum ja auch für einen anderen beruf entschieden hast und es ohne entsprechenden Partner sowieso nicht geht.

Du bekommst nur durch ganz klare Positionierung die Diskussion und Vorwürfe final beendigt.
 
  • #27
Die guten Leute mit einem BWL Abschluss und entsprechender Berufserfahrung sind leider nicht bereit, für so eine kleine Firma am A der Welt zu arbeiten.

Das meine ich mit rentabel. Wenn finanziell richtig gut dabei was rumkommt, würde sich vielleicht auch einer finden, der dafür in die Pampa zieht.

Wenn er aber nicht viel mehr verdient als im Angestelltenverhältnis, dafür noch die ganze Verantwortung und zusätzliche Büroarbeiten hat, riskiert das keiner.

Solange sich für die guten Interessenten aber anderswo bessere Chancen bieten, kommt eben keiner.

Ist ja nichts anderes bei den Arztpraxen insbesondere im ländlichen Raum. Jungen Menschen ist die work-live-balance wichtig.

Nur was erwarten die Eltern tatsächlich von dir? Dass du kein Handwerker bist wissen sie. Haben sie gehofft, dass du dir einen solchen zum Ehemann nimmst?
 
  • #28
So wie Du schreibst stellt ihr einen Betrieb vor, der in vielen Bereichen sehr viele Nachteile hat. Bislang ohne Erfolg.
Was für eine Infrastruktur ist denn da? Welche Möglichkeiten bietet das Gebäude denn an.
Was wäre noch aus dem Betrieb zu machen. Wenn es so alt ist käme schon bald ein Museum infrage? Evtl. Mit Kaffee. Ich würde nicht nur in eurer Branche nach einem geeigneten Käufer suchen, sondern hätte schon längst über den Tellerrand geschaut und fremden Branchen den Betrieb schmackhaft gemacht. Versucht doch einfach mal einen anderen Weg zu gehen. Die Schuld liegt ja nicht bei Dir, aber das weißt Du ja.
 
  • #29
Das ist für junge Leute nunmal maximal unattraktiv, insbesondere für den Partner, der an diesen Bediingungen mithängt.
Es gab laut meiner Eltern mal Gespräche mit einem studierten Meister. Er hätte es evtl gemacht, aber seine Ehefrau mit den Kindern war nicht einverstanden. Sie wollte nicht dorthin ziehen, zudem war es ihr finanziell zu riskant. Sie wollte ihren Mann lieber im Angestelltenverhältnis einer größeren Firma. Schließlich hat er dann abgesagt, weil die Familie vor geht.
 
  • #30
Liebe @MissCosmo, wie in meinem ersten Beitrag angedeutet, stellt sich, finde ich, eine entscheidende Frage:

Du schreibst, deine Eltern KÖNNEN nicht in Rente gehen. Was genau ist damit gemeint?

Haben sie als Selbständige freiwillig in die Rentenkasse eingezahlt/privat vorgesorgt und würden eine für sie einigermaßen ausreichende Rente bekommen, wenn sie plötzlich mit der Arbeit aufhören und notfalls einfach (aber natürlich geordnet) alles einstampfen und sich damit abfinden, dass sie ihr Unternehmen nicht profitabel verkaufen können, das akzeptieren würden? Oder sind sie tatsächlich auf das Geld aus dem Verkauf oder der Weiterführung des Unternehmens angewiesen? Also fühlen sie sich in erster Linie finanziell zu bestimmten Handlungen gedrängt oder ist das traditionsreiche Familienunternehmen einfach von "sentimentalem Wert" und sie könnten finanziell darauf bzw. auf zusätzliche Gewinne durchaus auch verzichten (obwohl mehr natürlich immer "nice to have" ist) und finden es aber einfach "schade", ihr Unternehmen und Lebenswerk auch vergangener Generationen aufzugeben?

Mit anderen Worten:
KÖNNEN sie nicht in Rente gehen oder WOLLEN sie nicht in Rente gehen und es beenden?

Wenn es eher ein Wollen ist, ist es nicht so sehr die pure Not, die sie zwingt und keine Wahl lässt, sondern nur eine persönliche Präferenz, ein Wunsch nach einer Optimallösung. Ich finde, das macht einen großen Unterschied.
w26

EDIT: Sorry, habe deine obige Antwort überlesen und erst gerade im Nachhinein gesehen. Es ist also tatsächlich ein NICHT-WOLLEN, kein NICHT-KÖNNEN. Also ist es ihre freiwillige Entscheidung, weiterzumachen und weiterzusuchen, weil sie einen bestimmten Wunsch und eine Idealvorstellung haben, nicht weil sie keine Wahl hätten. In gewisser Hinsicht ein Luxusproblem.
 
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