Angeblich liegen circa 95% von Allem, was einen ausmacht, im Unbewussten. Es wäre töricht, anzunehmen, dass da nicht auch Teile der Partnerauswahl abgearbeitet werden. Insbesondere, wenn man sich vor Augen hält, wie tief und stark die Replikation in jedem verankert ist.
Ich will darauf hinaus: Bei mir ist es letztlich so, dass sich Vieles, was sich mein Verstand von einer Frau wünscht, am Ende doch als verhandelbar herausgestellt hat.
Egal ob sie nicht rauchen durfte, nicht auf Tischen tanzen, die absolut beste Bildung haben sollte. Bislang kam noch immer eine, die es mir dann doch so angetan hatte, dass z.B. ausgelassenes Feiern und auf den Tischen zu tanzen dann zwar eben ein von mir eher ungeliebtes, aber insgesamt nicht weiter störendes "Hobby" war.
Da ich auch zwei Arme und Beine und einen Kopf habe und der Prozess der Partnerselektion meiner Einschätzung nach ziemlich hartverdrahtet, genetisch kodiert, ist, vermute ich, dass es den meisten anderen genauso geht.
Daher, und weil meiner Ansicht nach niemand seine internen, unbewussten Selektionskriterien genau kennt (daher wohl der Name - unbewusst), spielt es für das Entwickeln von Zuneigung zunächst einmal keine Rolle, ob ich nach einer vernunftinduzierten "Checkliste" vorselektiert habe, oder nicht. Allein, diejenigen durchs Logikraster gefallenen, für die ich doch Sympathie entwickeln könnte, stehen mir nach meiner vorgeschalteten, irrelevanten Filterung nicht mehr zur Verfügung.
Natürlich hat eine Filterung trotzdem einen Sinn. Nämlich: Diejenigen No-Gos, von denen man weiß "Wenn ich sie sympathisch finde und sie diesen Charakterzug oder diese Angewohnheit aufweist, dann *wird* es Zoff geben" von vorneherein auszuschließen, solange noch keine Sympathie entstanden ist und die Vernunft alle Gewalt besitzt.
Jeder, der Filterung als Mittel der Wahl einsetzt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er damit einen Schild erschafft, in dem höchstwahrscheinlich auch eine Dunkelziffer an potenziell passenden Kandidaten hängen bleibt. Je stärker der Schild ist, desto höher wird die Dunkelziffer zu sein neigen.
Wer sich natürlich der irrationalen Phantasie hingibt, irgendwo gebe es *den einen* passenden Partner, das perfekte Gegenstück, der handelt unter dieser Prämisse weise, denn der perfekte Partner passt definitionsgemäß durch jedes Raster, und je mehr Fliegen ich draußen halte, desto schneller muss ich ihm mich folglich nähern.
Wer mich derart ausfragt, der wird möglicherweise auch in anderen Bereichen "pragmatisch", und damit meine ich "kompromisslos", sein.
Außerdem fehlt hier völlig die Auffassung von Flirten als neckischem, charmantem Spiel, Rhetorikbühne, die Kunst zu gefallen, höflich zu sein *und gleichzeitig* etwas über den anderen zu erfahren.
Eine Reduktion dieses hochkomplexen und amüsanten Vorgangs auf eine eindimensionale und noch dazu, wie oben hoffentlich plausibel hergeleitet, oft fehlgeleitete Faktenermittlung widerstrebt mir aufs Äußerste.
Ich für meinen Teil werde mich deshalb beizeiten an den Konter von #11 erinnern, der gefällt mir gut.