Im Notfall können wir uns immer aufeinander verlassen. Ich bin so aufgewachsen, dass die Kernfamilie immer zusammenhält, egal was ist, und immer Zuflucht und Schutz gewährt. Falls irgendwann mal alle Welt gegen mich sein sollte, würde meine Schwester trotzdem auf meiner Seite stehen und mir helfen, umgekehrt auch. Das ist ein schönes Gefühl.
Bei mir ist es ein Bruder, 18 Monate jünger als ich. Auch wir wuchsen mit eben diesen Werten auf. Mein Vater sagte immer, Freunde, Partner können sich neu orientieren. Euch habt ihr, auch wenn die Welt Kopf steht.
Und genauso ist es auch. K. und ich waren, sind und wären immer füreinander da. Die Kernfamilie hält immer zusammen. Hundertprozentige Verlässlichkeit.
Ich bin glücklich und dankbar einen Bruder zu haben, auch wenn in unserer Kindheit schonmal, ab und an, derbe die Fetzen fliegen.
Gern hätte ich auch noch eine Schwester gehabt. Aber dafür gibt es ja Wahl-Schwestern.
Klar, wir haben uns heftig gestritten, aber konnten eben auch streiten und anderes soziales Verhalten im Schutze der Familie erlernen, die ja immer verzeiht, also gewissermaßen als Übung ohne zu schlimme Konsequenzen. Es ging auch oft um Fragen der Gerechtigkeit, um Kompromisse und Koexistenz, wir haben heftig diskutiert und gestritten, aber uns immer direkt wieder vertragen.
Wieso erzählst Du hier aus meiner Kindheit liebe Inanna?
Spaß beiseite, genau so war es in unserem Elternhaus. Wir stritten und verzeihen uns. Vor allen liebten wir uns, selbst nach dem allerschlimmsten Gewitter, noch abgöttisch.
Ging es gegen einen von uns hielten wir zusammen wie Pech und Schwefel.
Seit der Pubertät gab es keinen Streit mehr zwischen uns. Mein Bruder ist mein bester Freund, mein engster Vertrauter, neben meinen Partnern.
Auch mein Mann hat einen Bruder. Die Beiden sind 5 Jahre auseinander und haben keine sehr innige Beziehung. sie sind nicht zerstritten o.Ä., sie stehen und standen sich nur nicht nahe, as ich mir lange durch den Altersunterschied zu erklären suchte.
Mittlerweile bin ich jedoch überzeugt, dass es an der Erziehung lag, denn meine Neffen sind 8 Jahre auseinander (der "Kleine" ist jetzt 14)
, wuchsen mit den selben Werten auf wie ihr Papa und ich. Sie lieben sich total.
Natürlich habe ich auch geschwisterlose Freunde und Bekannte, sie alle wünschten, Geschwister zu haben. Und tatsächlich ticken Einzelkinder immer etwas anders.
Ja, ich würde mich soweit aus dem Fenster lehnen und sagen, vielen merkt man es an, dass sie nicht mit Geschwistern aufwachsen.
Daher, hätte das mit der Mutterschaft bei mir geklappt, ich hätte alles versucht meine Kinder mit Geschwistern aufwachsen zu lassen.
....und, natürlich können Einzelkinder ebenso soziale, empathische und kompromissfähige Erwachsene werden. Sie haben es wahrscheinlich nur deutlich schwerer..