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Es gab neulich was sehr Interessantes im TV, es ging um Rassismus. Eine Deutsche mit dunkler Hautfarbe sagte, sie wäre aufgewachsen mit dem Bild, dass Weißsein das Schöne und Gute sei und sie ein Sonderling ist. Sie wollte wie eine Weiße sein, sie wollte beweisen, dass sie nicht so ist, wie die Vorurteile gegen ihre Hautfarbe aussagen, dabei hat sie sich selbst auf die Seite der Leute gestellt, die die Vorurteile haben. Und ihre Identität verleugnet.Ich war frauenfeindlich und habe die Aussagen von Männern automatisch für richtiger gehalten, habe Frauen nichts zugetrait umd habe selbst versucht, wie ein Mann (Junge) zu handeln.
Ich habe den Eindruck, das passiert genauso mit Frauen und der Abwertung des weiblichen Geschlechts. "Ich bin keine Tussi", "ich arbeite in einem Männerberuf" als Aufwertung mitgeteilt (nicht als einfache Info), um Männern zu gefallen, und ähnliche solcher Aussagen spielen genau darauf an, dass man "keine Frau im herkömmlichen Sinne ist", sondern in der höheren Liga der Männer mitspielt, genauso cool ist, keine Zicke ist, "Frauenmalessen" albern findet.
Und irgendwann muss die Frau selbst dann doch feststellen, dass die Männer, um deren Anerkennung sie sich so bemüht, sie trotz allem nicht anerkennen und im entscheidenden Moment deren Haltung zu Frauen zum Vorschein kommt und gegen sie geht.
(Dazu noch eine Anmerkung, dass manche Frauen auch was dafür tun, nicht für voll genommen zu werden. Den Mann fahren lassen, der Mann muss einparken, der Mann muss wo anrufen, weil die Frau sich nicht traut (ich rede nicht von Sozialphobie, sondern dem einfachen Drücken vor Unannehmlichkeiten), sowas hilft jetzt nicht gerade, dass Männer ein anderes Bild kriegen als "ich habe irgendwie doch ein großes Kind als Partnerin". Deswegen finde ich auch diesen Wunsch nach der starken Schulter bei gleichzeitigem Wunsch, auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden, heikel. Es ist nicht gemeint, dass sich beide eine starke Schulter sein können, sondern die "starke Frau, die bei ihrem Mann die Verantwortung für alles abgeben will".
Weil ich es nicht besser wusste.
Ja, wenn man so aufgewachsen ist ... Ich kenne das ganz genauso und musste auch erstmal anfangen nachzudenken, was da eigentlich abgeht und dass ich mich eigentlich selbst trete, wenn ich da mitmache. Wenn dich ein Mann lobt, weil du so wenig "weiblich im negativen Sinne" bist, ist ja schon klar, was da im Kopf an Vorurteilen Dauerschleife läuft.
Ich bin irgendwie in mancher Hinsicht immer noch in manchen Belangen sexistisch. Auch in die andere Richtung. Ich würde sagen, dagegen muss man jeweils beim Merken aktiv angehen. Ansonsten poppt es auf bei passender Gelegenheit.