G

Gast

Gast
  • #1

Alleinstehende Frau als Bauherrin? Wird sie ernstgenommen?

Hallo, liebe Forum-Freunde! Möchte gerne meine Frage hier stellen , die vor allem an alleinstehende Frauen adressiert ist. Aufgrund meiner Lebenssituation: eine wirklich akute Notwendigkeit , ein sehr altes Haus umzubauen und zu erweitern, stehe ich vor einer grossen Herausforderung: die ganzen Renovierungsarbeiten alleine zu bewältigen. Hat jemand schon Erfahrungen in diesem Bereich gemacht? Ganz ehrlich: habe das Gefühl, bei Handwerkern und Handwerker-Firmen werde ich als Frau nicht ernstgenommen. Wohne allerdings auf dem Lande, wo Renovierungen & Hausbau etc. noch traditionell zu einem "männlichen" Gebiet gehören.
Vielen Dank vorab für Eure Antworten bzw. Empfehlungen!
 
  • #2
Meine engste Freundin hatte damit keine Probleme als sie ihr altes Bauernhaus mit Eigenleistung, Feundesunterstützung und Handwerkern hat herrichten lassen. Sie wäre allerdings auch nie im Leben auf die Idee gekommen, dass man sie nicht ernst nehmen könnte. Ihre Maxime war: Lass die Herren machen, die sind glücklich, dass sie sich beweisen können.
Es passierte ohnehin nur das, was sie als Bauherrin wollte. Wer da nicht spürte, flog.
Sie hatte allerdings etwas Sachkunde, da sie 10 Semester Architektur studiert hatte, mit Spezialisierung auf Lehmbau.
 
G

Gast

Gast
  • #3
Liebe FS,
wenn Du meinst nicht ernst genommen, gar übervorteilt zu werden, dann besorg' Dir einen erfahrenen Bauaufseher. Die 3-5.000 € während der Bauphase rechnen sich immer (freiberufliche Tätigekeit eines Bauingenieurs). Alternative: ein männlicher Verwandter, der wirklich Ahnung hat, also kein Schwätzer ist und deine Interessen mit der Durchschlagkraft einer cruise missle vertritt, weiß, wie man Mängelausführungen dokumentiert und dem Auftragnehmer rechtssicher mitteilt usw..
Das habe ich auch gemacht und bei dem dann folgenden Prozess 50.000 € zurückbekommen - hätte ich allein nie gewuppt, war allerdings ein Neubau. Es war nicht zu fassen, was die Handwerker für einen Mist gebaut haben und natürlich haben sie mich nicht ernst genommen (1,58 m groß, 52 kg schwer), was sie allerdings bitter bereuten, als das Urteil vorlag.
Ich würde heute nie wieder ein Haus bauen - so viel Ärger, sondern lieber zur Miete wohnen. Passt mir was nicht, ziehe ich aus.
w, 55
 
G

Gast

Gast
  • #4
Hallo FS,

ich habe schon zwei Wohnungen kernsaniert und für bestimmte Sachen (große Fenster einbauen, Fußbodenheizung anschliessen, Gasleitung verlegen) auch Handwerker genommen.

Probleme damit, nicht ernst genommen zu werden, hatte ich überhaupt nicht. Im Gegenteil, die Handwerker waren erstaunt und voller Anerkennung, was ich da im Ein-Frau-Betrieb alles gewuppt habe.

Allerdings -und das ist jetzt die Einschränkung- habe ich ziemlich viel Ahnung von der Materie und erkenne Pfusch sofort. Und gepfuscht wurde- das wäre einem männlichen Bauherren nicht anders gegangen- ohne Ende. Die Klempner waren noch nicht mal in der Lage, eine einfache Hanfverbindung dichtzukriegen, die Fenster (Maßanfertigung) war komplett falsch aufgemessen und der Fehler sollte mit breiten Plastikleisten vertuscht werden und so weiter.

Man muß also wirklich ständig danebenstehen und aufpassen, was die Jungs da so treiben! Und man muß erkennen können, ob sie richtig und exakt arbeiten -kannst Du das? Ansonsten würde ich tatsächlich bei einem so großen Projekt eine Bauleitung bezahlen.

Frohes Schaffen!

w, 51
 
G

Gast

Gast
  • #5
Meiner Meinung nach hat das gar nichts damit zu tun das Frau nicht für voll genommen wird. Auch Männer werden regelmäßig über den Tisch gezogen. Ich war etliche Jahre im Eigenheim Bau tätig.

Den größten Fehler begehen Bauherren, wenn es ums Geld geht. In Deutschland darf es immer nichts Kosten. Geiz ist Geil Mentalität. Der Bauherr will so wenig wie möglich bezahlen und will dann auch noch die super Qualität. Das funktioniert natürlich nicht. Also spart der Handwerker beim Material. Und zum Schluß sucht der Bauherr auch noch jeden noch so kleinen Mangel, nur um seine Rechnung nicht bezahlen zu müssen. Gerade die Leute mit der Kohle haben die schlechteste Zahlungsmoral.

Es gibt gute Handwerker in Deutschland. Nur kosten gute Handwerker auch Geld. Wer sich eine Firma sucht die mit Billigkräften arbeitet, braucht sich nicht wundern.

Tip an die FS. Such dir einen Partner der Handwerker ist und mach dir selber mal ab und an die Finger schmutzig, das ganze dauert vielleicht etwas länger. Aber dafür weist du was du hast.
 
G

Gast

Gast
  • #6
Hallo FS,
aus eigener Erfahrung, ja, eine Frau wird ernstgenommen. Wahrscheinlich hängt das auch von der Wahl des Architekten und der Handwerker ab. Ich habe den Architekten einmal gewechselt, das bereue ich nicht! Man muss vielleicht auch etwas Mut zur Veränderung haben. Wie weit man sich über den Tisch ziehen lässt, hängt m.E. nicht vom Geschlecht ab.
w
 
G

Gast

Gast
  • #7
..... Ganz ehrlich: habe das Gefühl, bei Handwerkern und Handwerker-Firmen werde ich als Frau nicht ernstgenommen.

Bin selbständiger Handwerker (Innenausbau) und muß leider bestätigen, daß die "schwarzen Schafe" in unserer Branche massiv zunehmen.
Das Nicht-Ernstgenommen werden hat mit Frausein zunächst nichts zu tun, entscheidend ist, wirklich NIEMALS & auch NIE NIE NIE irgendetwas vorab zu bezahlen!!!

Wir seriösen Dienstleister/Handwerker arbeiten zunächst "in Vorkasse" und lassen uns erledigte Sachen mittels Abnahme bestätigen und stellen dann zunächst (je nach Auftragsvolumen) Abschlagsrechnungen - eine Erfüllung quasi Zug um Zug und nichts anderes.

Der Tip von #2 ist auch gut, einen kompetenten Bauleiter als Bauherr sollte man sich leisten, das ist immer gut angelegtes Geld und wenn nicht, dann IMMER -möglichst täglich- selbst die Baustelle/den Baufortschritt begleiten/besuchen und dokumentieren und wie oben gesagt erst zahlen, wenn das sachgerecht ausgeführt scheint und vor allem abgeschlossen ist, ansonsten lediglich Abschläge leisten.
Später auftretende Mängel sind noch eine andere Geschichte.

Übrigens kann das Frausein auch ein Vorteil sein, denn wenn da von Anfang an klar ist, wer das Sagen auf der Baustelle hat, nämlich der Bauherr oder in dem Falle die Baufrau, dann "spuren" die Ausführenden meistens noch besser ;-)

Wie auch immer: Viel Glück
 
G

Gast

Gast
  • #8
Nun, ganz offensichtlich nimmst du dich selbst nicht so wirklich ernst. Dein Post zeigt, dass du dich selbst in der Situation unsicher fühlst (oder warum rechtfertigst du dich sonst von wegen "akute Notwendigkeit"). Und das kommt auch bei deinem Gegenüber an.
Sag dir also, dass das so schon in Ordnung ist ohne wenn und aber. Dann hast du auch das entsprechende Auftreten den potentiellen Auftragnehmern gegenüber. Denn sie wollen schließlich dein Geld.
Bei meinem Umzug mit Handwerkern und allem drum herum (das ich auch zum ersten Mal allein meistern musste), habe ich gemerkt, dass es schon darauf ankommt, wie man dem Anderen gegenüber tritt. Also nur Mut - Frau ist genau so viel Wert wie Mann.
w/46
 
  • #9
Man muß also wirklich ständig danebenstehen und aufpassen, was die Jungs da so treiben! Und man muß erkennen können, ob sie richtig und exakt arbeiten
Muß ich leider bestätigen. (Aus diversen Beobachtungen)

Man kann sich als Bauherrin durchsetzen - aber wenn nötig, auf die harte Tour.
Weil man es mit harten Leuten zu tun hat. Und nicht deren "Liebling" sein darf.
Auch wenn man dabei nicht beliebt ist. Aber sie müssen Respekt vor der Bauherrin haben.

Hauptsache die Arbeiter spuren, und pfuschen nicht. Das kann man aber nur erkennen, wenn man sich fachlich auskennt, oder einen Fachmann auf SEINER Seite hat.
Die Arbeiter müssen schon Respekt bekommen, wenn man an der Baustelle vorfährt.

Und wenn Einer z.B. hinter dem Rücken frivol pfeiffen würde - dann sofort ! frech zurück kontern. Einfach in den Raum hinein, z.B. "Hey - Schnauze halten !"

Man muß !!! verbindliche Angebote verlangen, und sie fachlich prüfen (lassen)
Ahnungslose Kunden können leicht von Handwerksbetrieben abgezockt werden.

Handwerksbetrieb - Dachrinne montieren.
Die montierte Dachrinne war zu klein für dieses Dach, und zwenig Gefälle = jährlich von Hand reinigen.
Aber kostete stolze 325,- Euro inkl.nur 30 Minuten Montage.
Problem: Zuwenig Vorgaben an den Betrieb, und kein Kostenvoranschlag.

Ich beobachtete Handwerkertrupps, die den ganzen Vormittag Pause machten. Und in ihrem LKW zusammen hockten.
Kam ja Keiner auf die Baustelle, um sie zu kontrollieren. Also z.B. kein Bauleiter vorhanden.
Nicht mal der Bauherr (obwohl der sogar Architekt ist)

Ein Käufer einer Eigentumswohnung (Neubau) besichtigte den Rohbau, u.a. seiner Wohnung.
Und stellte fest, daß seine Änderungswünsche (Wände, Grundriss, Fenster, etc.)
gar nicht berücksichtigt wurden.
Der Makler telefonierte herum: Der Architekt hatte keine Ahnung und Informationen von diesen Änderungen. Und der Bauträger brüllte und tobte am Telefon - sinngemäs: Die Kunden sollen sich nicht so anstellen, und das akzeptieren, wie es gebaut wird.
 
  • #10
Ich arbeite seit über fünfzehn Jahren als Seiteneinsteigerin auf dem Bau und kann die letztgenannte Aussage des Innenausbauers bestätigen.

- bei wenig Ahnung Bauingenieur als Bauleiter beauftragen. Auf jeden Fall sollte er vor Baubeginn und Beauftragung eine seriöse Kostenschätzung erstellen. Das kostet nicht viel.
- täglich mindestens einmal auf der Baustelle vorbeischauen. Dabei keine Stöckelschuhe anziehen, sondern alte Arbeitshosen und festes Schuhwerk. Bei der Beobachtung der Handwerker unbedingt mal die Perspektive wechseln - d.h. mal hinknien, mal auf die Leiter steigen. Es ist unglaublich, was man da alles sieht und findet. Manche Handwerker arbeiten nur auf Sicht in Augenhöhe.
- von jedem Gewerk wenigstens drei Angebote machen lassen und keine Vorkasse, sondern Abschlagszahlungen nach Bautenstand. Ich kannte eine private Bauherrin, die hat so schnell gezahlt wie die Handwerker schnell gebaut haben. Das motiviert jeden Handwerker. Wer trödelt bekommt sein Geld später.
Klar wird man manchmal am Anfang komisch angeschaut - aber es ist mir noch nie passiert, daß das nicht nach Beendigung meiner Arbeiten auch noch passiert wäre. Männer beurteilen nach Leistung - stimmt die Leistung, ist Dir die Anerkennung sicher.
- Fasse Dich kurz und prägnant. Männliche Handwerker (bitte nicht böse sein, falls welche anwesend sind) verstehen meist kurze Sätze mit klarer Aussage am besten. Keine Endloserörterungen, keine Nebensätze. Subjekt, Objekt, Verb.
- Unklarheiten schriftlich fixieren und bestätigen lassen. Bei der Beauftragung darauf achten, daß die erbrachten Leistungen fix und fertig sind und zu einem nutzbaren Ergebnis führen. Es wird manchmal gern versucht, unvollständige Leistungen anzubieten - damit der Nachtrag unausweichlich ist und der Preis günstig bleibt.

Viel Glück! (Ich habe auch schon eine Wohnung selbst ausgebaut)
 
G

Gast

Gast
  • #11
Ich w32 baue momentan auch. Allerdings baue ich mit einem Generalunternehmen, die viele Arbeiten übernehmen, wenn es um Handwerker etc geht. Ich habe schon viele lustige Momente erlebt. Eine Freundin im Büro fragt mich doch tatsächlich ob ich als alleinstehende Frau von der Bank Geld bekommen würde... Ich sagte ihr, dass ich in der Schweiz lebe, und hier Frauen die gleichen Rechte wie Männer haben...

Gerade im Büro sind viele Kollegen sehr irritiert weshalb eine Frau alleine Bauen kann. Meine männlichen Kollegen die verheiratet sind und Kinder haben bauen momentan auch alle Häuser oder haben bereits gebaut. Da wundert sich niemand. Wieso eigentlich nicht? Ich habe als Frau alleine, ohne Anhang doch viel mehr Geld zur Verfügung als mein Kollege der zwei Kinder hat und eine Frau die nur 40 % arbeitet.

Als ich den Showroom besichtige um mir den Reservationsvertrag abzuholen, begleitete mich meine Mutter. Der nette Herr, wollte den Vertrag meiner Mutter aushändigen. Als ich sagte, dass ich gerne kaufen würde, sagte er aber sie sind doch viel zu jung....

Männern die ich date, sage ich übrigens nicht dass ich am Bauen bin. Zumindest nicht solange es nichts Ernsthaftes ist.

Ich wollte nicht warten bis ich vielleicht irgendwann "den Richtigen" finde mit dem ich Bauen kann. Wenn ich den Richtigen doch noch finden sollte, baue ich halt nochmals neu..
 
  • #12
Absolut NULL Ahnung von solchen Dingen, beauftragte ich eine Firma, die für mich "alles aus einer Hand" organisieren wollte.

Die Wohnung musste kernsaniert werden:

-Rückbau von Wänden,
-Atausch der Bodenfliesen gegen Parkett
-Malerarbeiten

"In 2- 3 Wochen" sind wir fertig damit", versicherte der Bauleiter glaubhaft. Ich strahlte ihn an, da er einen kompetenten Eindruck machte, und ich der irrigen Annahme war, ein Bauleiter erledige das Ganze in MEINEM Sinne, er würde also täglich vor Ort sein, um den Handwerkern auf die Finger zu schauen.

Wie blauäugig diese Hoffnung war!
Handwerker und Bauleiter steckten unter einer Decke und zogen mich gnadenlos über den Tisch. Es gab Pfusch, mit der Ansage, anders könne Dies oder Jenes gar nicht gemacht werden. (Anfangs glaubte ich das sogar, voller Vertrauen auf die Fachkompetenz des Bauleiters)
Zwischendrin waren die Handwerker gar nicht mehr vor Ort...

Erst nach der Androhung von rechtlichen Konsequenzen, und im Beisein männlicher (!) Unterstützer kam langsam Leben in die Bude Mein Sohn und mein Partner übernahmen die Rolle der Bauherren, und damit verringerte sich der Ärger.

Statt 2- 3 Wochen war die Wohnung nach 2 Monaten fertig. Na immerhin...
 
  • #13
Ich habe mir eine Wohnung gekauft, als sie noch in Arbeit war. Und leider wurde ich nicht besonders ernstgenommen. Ich musste erst ziemlich grantig reagieren, mit nett und höflich sein, kam ich gar nirgends hin. Ich habe dann irgendwann die mal darauf hingewiesen, dass nur weil ich eine Frau bin, trotzdem noch Kundin bin! Oha...das hat geholfen.

Allerdings gings schneller, wenn mein Vater es einmal gesagt hat. Ich musste für die selbe Sache schon mindestens 10mal hinterherfragen. Ich bin kein Mauerblümchen, das sich nicht traut den Mund zu öffnen, eher das Gegenteil, wenn mir etwas nicht passt, dann sag ichs auch. Also an Schüchternheit konnte es nicht liegen.
 
G

Gast

Gast
  • #14
Vielen Dank an alle! Vor allem an "Pippi"! Bin auch kein Mauerblümchen, bin nicht auf den Mund gefallen und habe schon einige Bauprojekte fertig gebracht. (Habe aber dabei überwiegend Handwerker mit Referenzen von Freunden gehabt!) Immerhin, von der Natur aus bin eher "lieb und sehr höfflich", betreue ja auch meine Kunden (etwas "grössere" Unternehmen) und verhalte mich dem Niveau entsprechend. Finde es traurig, dass "auch Männer", in der Baubranche über den Tisch gezogen werden. Habe keinen Vater und keinen Freund, der mir bei der Sache helfen würde. Dafür aber 2 Kids und einige Haustierchen, die auf mich voll angewiesen sind. Und einige enge Freunde als Rechtsanwälte.:) Mal schauen, was sich da ergibt! Bedanke mich ganz herzlich bei allen Beteiligten!!
 
Top